Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

1276 Dritte Berathung über Verfassang und Promulgationsgese#. 
mählich im Laufe der Zeit in den Deutschen Bund wie von selbst überging, 
so verfeinerte und verklärte sich dadurch nur alles dat Beste, was in jenem 
alten Reiche gewesen war. Ist nun für ein großes, allgemein verbreitetes, 
sebr gleichmäßig gebildetes Volk die beste Verfassung, die sich für es ziemt, 
wie ich immer gemeint habe, allein die wohldurchgebildete, echte, freie 
Bundesverfassung, so ziemt sie sich ganz besonders auch für das Deutsche 
Volk und für das Deutsche Reich. Nun aber soll diese Bundesrerfassung 
zwar nicht augenblicklich aber allmählich wie es scheint aufgelöst werden, 
es sind schon verschiedene Versuche dazu wenigstens ren ferne angeregt. 
War neulich die Rede von einer itio in Portes. die doch gesetzlich ist nach 
dieser Verfassung, so gab es viele Anderc, die sie durchaus nicht gern hatten. 
Es wird also, so viel ich voraussehen kann, etwa ebenso werden wie in dem 
Norddeutschen Bunde, wo ich auch in dem Reichstage von manchen Mit- 
gliedern wohl hörte, die kleineren Staaten müßten von selbst aufhören. 
Warum soll deun nun dieser ganze Streit nicht wieder emporkommen? Ja, innere 
unversöhnliche Widersprüche werden wohl so lange unschädlich bleiben, als sie 
blos auf dem Papiere oder in dem flüssigen Hin, und Herreden bestehen, 
aber aller Geschichte nach führen sie am Ende nothwendig zu den härtesten 
Zusammenstößen, zu den starresten Streitigkeiten, zu den blutigsten Kämpfen. 
Darum schließe ich denn, indem ich noch die Frage aufwerfe: wollen Sie, 
meine Herren, wirklich das, was allem Deutschen Wesen bis jetzt zuwider 
war, was aller Deutscher Geschichte widerspricht, das erbliche Kaiserthum 
einführen? so möchte ich Sie doch weiter fragen: wo ist denn in aller 
Geschichte das erbliche Kaiserthum gewesen? wo ist es zuerst aufgekommen? 
Es ist zuerst aufgekommen im byzantinischen Reiche, und erst in dew späteren 
Jahrhunderten desselben. Nun, viel Byzantinerthum habe ich auch schon in 
früheren Zeiten hier in Berlin bemerkt; (Heiterkeit) jetzt aber, wenn diesel 
byzantinische erbliche Kaiserthum noch hinzutritt, fürchte ich, wird das 
Byzantinerthum nech viel höher werden, noch viel mehr Alles überschatten 
und übenvuchern. Sodann, ohne aus den neuesten Zeiten auf die amerika- 
nischen und afrikanischen Kaiserthümer binzublicken, die auch erblich sind 
— denn von ihnen will ich nicht viel ieden, die Herren werden es durch- 
aus nicht wünschen — (Zustimmung) aber in unseren Zeiten ist allerdings 
das erbliche Kaiserthum auch sonst rersucht; es ist aber nur zunächst ver- 
sucht von den beiden Bonaparte. Wenn also, das ist mein Schluß, dasjeuige 
Reich, welches durch diese Verfassung gegründet und beute durch unsere Ab- 
stimmung gesetzlich werden soll, wenn dieses Reich sich weiter ausbildet auf 
dieser seiner Gundlage, was kann es dann am Ende werden nach allem 
diesen, was wir voraussehen können, was die Geschichte schon lehrt, und 
das innere Wesen der Sache uns zeigt? Was kann es da werden? Ich 
sage, höchstens kann es eine Wiederkehr des Reiches ven Louis quntorze 
werden! oder, was mir noch viel mehr der Fall zu sein scheint, es kaun 
und muß ein drittes bonapartisches Cäsarenthum werden! Wie ich das
	        
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