Generaldebatte. Ewald. 1277
sagte am 6. Dezember im vorigen Reichstage, so darf ich es wiederholen hier
an dieser Stelle. Finden sich denn nicht die größten Aehulichkeiten zwischen
den beiden bonapartischen erblichen Kaiserthümern und dem Kaiserthum,
welches jetzt hier gegründet werden soll Wie das erste benapamische Kaiser-
thum aus einem Staatestreich im Jahre 1799, und wie das zweite nicht
blos aus einem Staatsstreiche sondern auch aus einer der blutigsten Re-
volutionen hervorging, die ron oben herab gemacht wurden, im Jahre 1851:
können wir leugnen, daß dieses Reich, wie es jetzt hier gesetzlich werden soll,
im Jahre 1866 auch nur durch eine solche Revolution emporgekommen ist?
Ferner, wie das erste bonapartische Cäsarenthum durch kriegerisches Glück
bald so hoch emporstieg, daß es die Bewunderung der ganzen Welt erregte
und ein ewiges Reich zu sein schien, und wie dann auch das zweite bena-
partische Kaiserthum durch das unerwartete Glück des Krimkrieges einen
schönen Schimmer von Glanz und Herrlichkeit um sick verbreitete, so daß
man schon meinte, kein Reich in diesem ganzen Jahrhundert sei doch glück-
licher als dieses Reich, so, meine Herren, kommt es mir vor, daß auch der
glückliche Krieg, den dieses Reich im vorigen Jahre und bis in dieses Jahr
hinein geführt hat, allerdings einen großen Glanz um dieses Reich ver-
breitet hat, aber nur so wie dort bei den beiden bonapartischen Reichen, daß
er die inneren Mängel und Gebrechen, an denen dieses Reich von Anfang
an schon krankt, nur überdeckt und verhüllt hat. Das sind einige Aehn-
lichkeiten; aber lassen Sie mich zum letzten Schluß (Heiterkeit) noch eine
graße Unähnlichkeit bervorheben. Die große Unähnlichkeit — warum Sie
lachen, weiß ich eigentlich nicht — (Ruf: Ueber den „letzten“ Schluß!) ich
rede ernst, (Heiterkeit) und die Sachen, die ich sage, sind auch emnst.
(Heiterkeit.) Ich habe das Recht, hier zu reden! (Ruf: Ja wohl!) Ich
habe das Recht, ernst zu reden — (Ruf: Gewiß! Heiterkeit) wie die Sache
selbst es erfordert, wie es mir hier der Fall zu sein scheint. — Die Ungleich-
heit ist diese. In Frankreich, in Italien, in Spanien sind die Revolutionen
eine Art Landesseuche, und das können wir gar nicht so sehr auffallend
finden. Soll ich heut an dieser Stelle sagen, was Frankreich noth thue,
damit es endlich von dieser Landesseuche befreit werde? (Ruf: Ja, jal)
Nun, das thut ihm noth, daß es um wenigstens drei Jahrhunderte bis
hinter die Bartholomäusnacht zurückgehe und auf dem Boden, der damals
war, einen neuen, besseren Anfang zu gründen suche! — So steht es mit
jenen Ländern. Aber in Deutschland war bis jetzt die Rerolution nicht von
oben her erlaubt und gesetzlich. Doch was ist nun gescheben seit dem Jahre
1866 und in jenem Jahre? Vor allem Anderen Eins ist es, was da ge-
schehen ist, was ich mit einem Worte bezeichnen kann, worin Allee zusam-
men liegt: im Jahre 1866 ist gegen die Majestät Gesammt-Deutschlands,
gegen die Majestät der Deutschen Völker und Fürsten ein Verbrechen be-
gangen worden (oh! chl) ein Majestätsverbrechen — in anderem Sinne, als
dessen Andere angeklagt werden, aber doch, ich halte et dafür; — denn wenn