Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Generaldebatte. Delbrück. 153 
fakteren, und diese sind es grade, die uns die Erweiterung des deutschen 
Staates bringt: eine gesammtdeutsche Volksvertretung und ein Deutsches 
Oberbaupt. Sie grade, auf der linken Seite des Haufes, die Sie mit Recht 
daren ausgeben, daß die Vertretung des gesammten Volkes an sich de facto 
einer der größten und zwingendsten Mächte im Staateleben sei —, Sie 
grade, meine Herren, müssen in der Konstitnirung einer gesammtdeutschen 
Vertretung, die nicht mehr um berausgerissene, erceptienell wirthschaftliche 
Dinge zu diskutiren hat, sondern umgekehrt — mit gewissen Ausnahmen —. 
das ganze Große des Staatswesens in ihre Beratbungen ziebt, — Sie müssen 
diesem Faktor eine so überwiegende Bedeutung zuschreiben, daß schon um 
deswillen alles Andere, was Ibnen nicht nach Ihrem Sinne ist, weit zurück- 
treten muß. Ich, meine Herren, lege das allergrößte Gewicht darauf, daß 
Deutschland wieder ein Oberbaupt bekommt, ein Oberhaupt aus einer Drua- 
stie, die gezeigt bat, daß sie nicht wie die Habsburger ihre Stellung zu 
eigenen Interessen ausbeutet, daß sie es verstebt sich dem Gemeinwesen zu 
Diensten zu stellen und die Macht, die sie in ihrem Volke besitzt, nur für 
das Gemeinwesen ius Feld zu führen. Meine Herren, dieses Moment ist 
für mich ren so e##scheidender Bedeunmg, daß schon hiernach alle andern 
Bedenken zurücktreten. Ich will desbalb, weil ich überbaupt die Frage von 
den (einzelheiten für ganz unabhäugig balte, nicht auf die Details eingehen. 
Ich meine, wenn dieses Beides uns gewährt wird, eine deutsche Volksrer- 
tretung und ein deutsches Oberbaupt, so ist das ein Gewinn von solchem 
Gewichte, daß bei keinem von uns auch nur ein Zweifel über Aunabme oder 
Ablehnung übrig bleiben kann. Ich habe den Ruf von jener Seite (links) 
gebert, eb denn auch in der That die Voraussetzung, von der ich ausgebe 
ein richtige sei, ob denn in der That ein deutsches Oberbauxt und mit ihm 
das Reich uns wieder gegeben werde. Ich glaube, meine Hereen, nicht in- 
diekret u sein, wenn ich an den Bundestisch die Frage richte, ob — die 
gegenwärtige Phase der deutschen Dinge dazu führen wird, in kürzester Frist 
dem deutschen Volke ein Oberhaupt zu geben, ob nicht im gegenwärtigen 
Augenblicke Thatsachen vorliegen, die uns in dieser Richtung Gewißheit ver- 
schaffen. Ich schließe mit dem Appell an Sie, meine Herren, daß wenn 
dicie Frage in einer Sie befriedigenden Weise beantwortet würde, Sie gegen 
alle Bedenken mit einem einfachen und vollen Ja auf die Verlage ant- 
weonen mogen. 
Präsident des Bundeskanzler-Amts, Staatsminister Delbrück'): Meine 
Heren, auf die von dem Hermn Vorredner hierber gerichtete JFrage nehme 
ic keinen Anstand Folgendes zu erwidern. Seine kénigliche Hobeit Prinz 
Kuitweld von Baiern hat vorgestem Seiner Majestät dem Könige von 
Ureußen ein Schreiben Seiner Majestät des Könige von Baier übergeben, 
Ressen Tert folgendermaßen lautet: „Nach dem Beitritt Süddeutschlands zu 
*!) St. B. S. 76 l. g. un.
	        
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