Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

214 Verträge 1870. 
paragraphen kein Urtheil, — soll auch keines haben das Ausland hört am Ende 
mu das Nein, welches wir sprechen, und die bloße Thatsache, daß das in 
Waffen ihnen gegenüber gestandene Deutschland, so wic es sich um Berathungen 
handelt und um eine Einigung auf dem koutemplativen Gebiete, sich seinen 
alten partikularen Sonderinteressen nicht zu entziehen vermag. Die einzige 
Betrachtung würde die Zurersichl alle Derjenigen mächtig heben, welche das 
schon Errungene ums aus dem Grunde ihrer Seele mißgönnen und es uns 
verkümmern würden, soweit an ihnen ist. Meine Herren, ich habe bei der 
Berathung über die erste Norddeutsche Bundesverfassung erklärt: ich deklinire 
Macht, Einheit, Freiheit, nicht umgekehrt! ich wiederhole Ihnen das jetzt. 
Ein guter Friedensschluß ist die unerläßliche Vorbedingung der wirksamen 
Geltung der nationalen Fortführung einer jeden von uns zu beschlichenden 
Verfassung: das ist die nothwendige Vorbedingung. Wir können uns jetzt 
der Pflicht nicht entziehen, daß mitten im Kriege jeder deutsche Soldat, 
mitten in der Friedensunterhandlung jeder deutsche Patriot Diplomat sein 
muß, die größcren oder geringeren Meriten müssen in den Hintergrund treten 
und können es in der einen Erwägung, daß, obgleich die Entwickelungs- 
fähigkeit, welche der früheren deutschen Bundesverfassung inne wohnte, aller- 
dings beschränkt ist, sie doch durch die gegenwärtigen Bestimmungen nicht 
mmmöglich gemacht ist. Sicher nehmen wir die Verfassung in diesem Augen- 
blicke an mit der festen Absicht, sie treu zu halten, sie nicht anders, als 
auf friedlichem und verfassungsmäßigem Wege fortzubilden. Diese Fort- 
bildung aber, meine Herren, behalten wir uns vor und ich halte es für 
nützlich, diesen Vorbehalt an dieser Stelle ausdrücklich auszusprechen. Wir 
vertrauen auf die Zustimmmg unserer Bundesgenossen, wir vertrauen auf 
die Zustimmung unserer deutschen Brüder. Meine Herren, lassen Sie mich 
mit der Bitte schließen: seien wir einmal deutsch genug, nicht allzu deutsch 
zu sein, und in dem Augenblick, wo gehandelt wird, uns nicht Betrachtimgen 
hinzugeben, welche das Handeln an der Stelle unmöglich machen, wo das 
Centrum der Handlung in diesem Augenblicke ist! Vertrauen wir auf unsere 
hohen Alliirten, welche am 16. Juli freiwillig und zuerst uns ihre Bruder- 
hand entgegengestreckt haben! Vertrauen wir auf den deutschen Volksgeist, 
welcher Wörth und Sedan geschlagen hat, welcher Straßburg und Metz ge- 
nommen und gestern Orleans zum zweiten Male erobert hat! Vertranen 
wir, daß er auch in diesen und in anderen Räumen die volle innerc Ginig- 
keit herstellen wird, welcher er auch nach meiner Ansicht bedarf, und ermög- 
lichen wir ihm den ersten Schritt auf dieser Bahn durch ein einstimmigecs 
und volltönendes „Ja“. (Bravol) 
I). Ewald aus Göttingen (Hannover) "!): Meine Herren, es wird 
wohl vergeblich sein, wiederholt hervorzuheben, daß diese Versammlung nach 
der Ueberzeugung sehr vieler ihrer Mitglieder gar nicht befugt ist, über 
*) St. B. S. 101 I. m.
	        
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