Verfaffung. Art. 3. Anttag Wiggers. Wiggers. 245
(Sehr richtig!) auch selbst auf der rechten Seite des Hauses, welche doch
ebenso wie der Herr Bundeskanzler davon ausgehen wird, daß Deutschland
sich im konstitut ionellen Sinne entwickeln soll. Meine Herren, ich glaube
auch, ich habe die Sympathien für meinen Antrag auf der nationalliberalen
Seite. Zu meinem besten Dank haben diese Herren schon bei früheren
Anträgen uns geholfen. Bereits am 7. Oktober 1862 haben hervorragende
Männer dieser Partei in der Nationalvereins-Versammlung, die damals in
Coburg abgehalten wurde, für einen Antrag aus Mecklenburg in diesem
Sinne gestimmt. Ich erinnere nur daran, daß die Herren von Bennigsen,
Miquel, von Rochan, Fries, Dr. Planck, zugegen waren und damals be-
reits die Gerechtigkeit unfrer Sache anerkannten. Meine Herren, wer
überhaupt konstitutionell sein will, der muß auch meiner Ansicht nach für
meinen Antrag stimmen. Ich habe es bedauert, daß hier ein Antrag des
Herrn von Hennig eingegangen ist, der auf Tagesordnung geht. Ich hätte
dech erwarten können, daß Herr von Hennig meine nähere Begründung
dieser Angelegenheit vorher gehört hätte, ehe er diesen Antrag eingebracht
bitte, der uns die ganze mecklenburgische Sache wiederum zunichte macht
und uns wiederum auf eine ganz unbestimmte entfernte Zeit hinweist.
Meine Herren, wenn Sie aber selbst davon ausgehen werden, daß dieser
Antrag nicht ein solcher ist, der das ganze Verfassungswerk hindern kann,
daß dieser Antrag höchstens ein solcher sein wird, der die Sache um einen
Tag hinaussetzen konnte, daß ja die Benachrichtigung der süddeutschen
Staaten sofort stattfinden kann, dann weiß ich nicht, meine Herren, warum
wir schon vorher unsern Rückzug antreten, warum wir wenigstens heute
nicht für unseren Antrag stimmen wollen, wo doch nachher noch eine dritte
Berathung stattsindet. Indem ich hier meine Stimme für die mecklen-
burgische Bevölkerung erhebe, verkenne ich nicht die ganze Schwere des
Moments. Meine Herren, nach meiner vollen Ueberzeugung hängt es von
Ihnen ab, ob unsere theuersten Wünsche, für welche ich persönlich ein
Vierteljahrhundert gekämpft und meine beste Lebenskraft eingesetzt habe, ob
fich diese Hoffnungen und Wünsche jetzt erfüllen, oder wiederum auf ganz
unbestimmte Zeit vertagt werden sollen. Meine Herren, nehmen Sie den
Autrag an und geben Sie den einzelnen deutschen Staaten oder vielmehr
dem deutschen Volke die Garantie, daß keiner der deutschen Staaten
wieder von der koustitutionellen Entwickelung sich losmachen kann. Helfen
Sie dadurch zugleich uns Mecklenburgern im Interesse unseres Heimath=
landes und im Interesse Deutschlands! Vernichten Sie nicht wiederum
die Hoffnungen, die aufs Neue die Mecklenburgische Bevölkerung auf Sie
gesetz hat. Und, meine Herren, verbittern Sie uns nicht die Freude über
die Siege, die auch mit unserem Gut und Blut erkämpft sind, durch den
demüthigenden und niederschlagenden Gedanken, daß wir Mecklenburger
ren den Wohlthaten und Segnungen des konstitutionellen Lebens ausge-
schossen sein sollen. (Lebhaftes Bravo, links.)