Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

250 Vertrag mit Baden und Hessen. 
Grund unserer Abstimmung. Ich glaube übrigens, der Herr Abgeordnete 
Wiggers braucht die Zustände in Mecklenburg nicht so trostlos anzusehen, 
wic er sie thatsächlich anzusehen scheint. Er wird nicht leugnen können, 
daß die Gesetzgebnuz des Norddeutscken Buudes auch dem Lande Mecklen- 
burg und vorzugsweise ihm in sehr hohem Grade zu Gute gekommen ist, 
er wird, glaube ich, zugeben müssen, daß die Grundlagen auch der Gesetz- 
gebung in Mecklenburg durch die Norddeutsche Bundesgesetzgebung gebildet 
worden sind, — und daß diese Grundlagen fortdauern, garantirt eben die 
deutsche Gesetzgebung, mit deren Fortdauer aber das Feudalsystem in Meck- 
lenburg für die Dauer vollständig unvereinbar ist. Wenn wir also Meck- 
lenburg in seiner traurigen Lage, wie ich vollständig anerkenne, in einer 
nach den heutigen Kulturzustäuden in Deutschland wirklich unwürdigen 
Lage zur Zeit nicht helfen können, so sind wir sicher, daß das Fortschreiten 
der deutschen Gesetzgebung schließlich auch Mecklenburg erlösen wird. 
Fries (Weimar)“): Meine Herren! Ich bedaure, daß der Herr 
Abgeordnete von Hennig seine Ansicht in einer motivirten Tagesordnung 
niedergelegt hat. Ich lesorge, daß durch die Abstimmung ein nicht ganz 
korrektes Resultat hervorgehen wird, daß durch das Resultat der Abstim- 
mung sich nicht feststellen lassen wird, welche Ansicht die Majorität des 
Reichstages theilt. Es ist nicht der erste Fall, der in dieser Weise vor- 
kommt. Das Resultat wird wahrscheinlich folgendes sein: Die motivirte 
Tagesordnung wird fallen durch die Stimmen, die überhaupt gegen deu 
Gedanken des Abgeordneten Wiggers sind, und durch die Stimmen der- 
jenigen, welche für den Wiggers'schen Antrag sind. Dann werden Herr 
von Hennig und dessen nächststehenden Freunde sich wieder gegen den 
Wiggers'schen Antrag vereinigen. Ganz dasselbe Resultat haben wir früher 
schon einmal gehabt, als die Mecklenburgische Frage hier verhandelt wurde. 
Ich halte es für nöthig zu konstatiren, daß das nicht der wahre Ausdruck 
der Majorität der Versammlung ist. (Unterbrechung durch den Abgeord- 
neten Dr. Schweitzer.) Ich unterhalte mich nicht mit dem Herrn Abgeord- 
neten Schweitzer, sondern ich spreche zum Reichstag. (Sehr gut! Beifall.) 
Ich würde es für wünschenswerth gehalten haben, wenn der Abgeordnete 
von Hennig seine Ansicht in einer Resolution niedergelegt hätte, die even- 
tuell nach Ablehnung des Wiggers'schen Antrages zur Abstimmung ge- 
kommen wäre; dann würde sich herausgestellt haben, daß die Majorität 
des Reichstages allerdings dem Grundgedanken des Wiggers'schen Antrages 
ihre Zustimmung giebt. Ich für meinen Theil werde für den Wiggers- 
schen Autrag stimmen und lasse mich da namentlich dadurch bestimmen, 
daß ich der Ansicht bin, wir sollen im gegenwärtigen Augenblick keine An- 
träge stellen und annehmen, welche die Einigung gefährden. Aber in 
) St. B. S. 116 l. o.
	        
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