Dritte Berathung. Gencraldedatte. Liebknecht. 341
Bebel sagte, der setzige Krieg sei gegen die Demokratie gerichtet. Nun,
meine Herren, die Kriege der Fürsten sind überhaupt stets gegen die De-
mokratie gerichtet, es braucht das nicht im Einzelnen bewiesen zu werden.
Wenn Robespierre bei jeder Nachricht von den Siegen, welche die re-
publikanischen Truppen Frankreichs davongetragen hatten, erzitterte,
weil er aus dem Kriegeruhm für die Freiheit des Volkes fürchtete, wie
viel mehr muß es dem deutschen Patrioten vor Siegen baugen, erfochten
von Truppen, welche von Gegnern der Freiheit angeführt find.
(Große Unruhe.)
Präsident: Ich rufe den Redner zur Ordnung und werde, wenn ich
noch einmal in dieselbe Lage komme, wiederum den Reichstag auffordern,
ihm das Wort zu entziehen, nachdem das Haus, denke ich, mit mir die
letzten Grenzen von Nachsicht in seiner Anhörung an den Tag gelegl hat.
(Lebhafte Zustimmung.)
Tiebkuecht (fortf.): Meine Herren, eine unparlamentarische Form
hat mein Ausdruck jedenfalls nicht getragen. Ich wende mich an das
Haus. Diesen letzteren Ordnungsruf acceptire ich nicht. (Große Unruhe
und Unterbrechung.) Ich kenne die Regeln der Geschäftsordnung in dieser
Hinsicht nicht genau, ich glaube aber, daß mein letzter Ausdruck — (Un-
terbrechung.) — es ist für mich keine Schande, in den parlamentarischen
Formen nicht bewandert zu sein — in diesem Ausdruck glaube ich aber
entschieden die parlamentarische Form nicht verletzt zu haben. Wenn ich
erkläre, es ist Jemand ein Gegner der Freiheit, der Demokratie, so ist das
keine Beleidigung und ich glaube, die Herren auf der Rechten werden
diesen Ausdruck für sich gern in Anspruch nehmen. Es handelt sich um
einen Kampf zwischen Demokratie und Absolutismus, das wissen die Herren,
so gut wie wir es wissen. Im Jahre 1849 haben wir uns auf dem
Schlachtfelde gegenübergestauden; — (Ohl ohl) nicht in diesem Reichstage
wird die dentsche Frage gelöst, sie wird zwischen uns auf dem Schlacht-
felde gelöst werden! (Lärm.)
Präßdent: Ich bleibe bei meinem Ordnungsruf: obwohl die Ge-
schäftsordnung eine Bestätigung desselben durch den Redner nicht kennt.
(Lebhaftes Bravo).
Tiebknecht: Ich bescheide mich dabei. Bei der geringen Bedeutung,
die ich diesen Dingen beilege, stehe ich von jedem weitern Wort ab.
Präsident Dr. Simson: Diese geringe Bedeutung der Geschäfte-
ordnung für den Herrn Redner hat für mich gar nichts Auffallendes.
Die Geschäftsordaung ist für Mäuner geschrieben, die es für eine Ehre
halten, dieser Versammlung anzugehören, (Lebhaftes Bravo) und ihr nach