342 Verträge mit den süddeutschen Staaten.
ihren Kräften Ehre zu machen. Wer diese Jutention nicht hat, für den
ist die Geschäftsordnung allerdings ein bloßes leeres Wort. (Sehr richtig!)
Schulze (tre. Delitzsch)"): Meine Herren, ich nehme die mir von den
beiden Herren Vorrednern überlieferte Idee, die als ein schwer wiegendes
Moment in die Generaldebatte in diesen Tagen hineingeworfen ist, hier
auf, um kurz meine und meiner Freunde Stellung dazu zu dokumentiren.
Es ist die Wahl des Präsidenten unseres Bundes zum Kaiser. Meine
Herren, gerade unsere Partei hat in dem konstituirenden Reichstag die
Doppelstellung des Königs von Preußen als Bundesoberfeldherr einerseits
und als Präsidialmacht andererseitSs angegriffen, sie hat eine einheitliche
Zusammenfassung dieser Stellung gewünscht, und wenn diese einheitliche
Zusammenfassung jetzt in der altbefreundeten nationalen Idee des deutschen
Kaiserthums zur Verwirklichuug kommt, so werden wir wahrhaftig an sich
nicht das Mindeste dagegen haben. Wir würden dies vielmehr ebenso,
wie andere Seiten des Hauses, mit Freuden begrüßen können, wenn sich
nicht andere sehr ernste reale Bedenken daran knüpften, die schwerer wiegen,
als die titulare Bezeichnung. Ich gestehe ehrlich, mir hat auch aus unserer
alten Kaisergeschichte ein Institut hierbei vorgeschwebt, welches wesentlich
darauf hinarbeitete, die Kaisermacht und den wahren Kaiserbegriff zu
schwächen. Das find die altbeliebten Wahlkapitulationen. Sie kennen
das Kapitel aus unserer Geschichte, wo bei der Kaiserwahl Seitens der
deutschen Fürsten Alles zur Förderung ihrer Senderinteressen aufgeboten
wurde und als die Bedingung, die Stimme dem oder jenem Kandidaten
zu geben, immer wieder eine Beschränkung der Kaisermacht, ein Beschneiden
alter Reichskompetenzen, ein Verwandeln alter Reichsrechte iu Territorial=
rechte, alter Reichsbesitzungen und Einkünfte in Territorialeigenthum ange-
strebt wurde. Und ich muß Ihnen sagen, die Vorlage dieser Verträge, sie
hat auf mich und gewiß auf viele Andere von Ihnen genan den Eindruck
jener alten, gegen die wahre, einheitliche Kaisermacht gerichteten Wahl-
kapitulationen der deutschen Fürsten gemacht, und dies ist es, was uns
durchaus nicht in die Lage setzt, eine Sache, der wir an sich gern zu-
stimmten, die wir gern mit Ihnen freudig begrüßen möchten, mit be-
sonderer Begeisterung aufzunehmen. Uns ist es mehr um die Sache, als
um den Titel zu thun, meine Herren! Wir haben, um auf das Weseut-
liche zu kommen, nicht wieder Amendements, wie sie von uns in den Vor-
berathungen gestellt sind, hier eingebracht. Nach dem ganzen Gange der
Verhandlungen haben wir uns ja überzeugen müssen, es komme jetzt
wesentlich auf die Stellung zu den Verträgen im Ganzen an. Die
Parteien müssen sich klar geworden sein, wie sie sich zu den Verträgen,
wie sie siud, an denen eben nichts mehr zu verbessern ist, stellen wollen.
) St. B. S. 154 r. m.