Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

360 Verträge 1870. Dritte Berathung. 
Prästdent: Es giebt kein Mittel, eine Versammlung zur Aufmerksam- 
keit und zum Zuhören zu zwingen; (Abgeordneter Mende: das Miteel ist 
Ruhe) — das Mittel dazu hat allein der Redner, und wenn es ihm ab- 
geht, so muß er das nicht der Versammlung entgelten lassen! (Lebhaftes 
Bravo!l) 
Mende (fortf.): Aber Sie haben Mittel zur Herstellung der Ruhe, und 
diese darf man fordern! Die Sozialdemokratie, welche durch mich versucht 
hat, hier zum Wort zu kommen, die Sozialdemokratie, welche, ein wesent- 
licher Faktor in den bestehenden Machtverhältnissen, hier versucht hat, ihre 
Forderungen geltend zu machen, die Socialdemokratie, welche Sie nicht an- 
gehört haben, — sie wird dennoch ihre Rechte darum nicht fallen lassen, sie 
wird diese Verfassung ebenso wenig acceptiren, wie sie die des Norddcutschen 
Bundes acceptirt hat; sie wird diese Verfassung, welche man ihr an Stelle 
ihres guten Rechtes hinwirft, wie ein Räuber, welcher mir meine edle 
Klinge stiehlt, und seine schmutzige Keule zurückläßt, — sie wird die Keule er- 
greifen und jenen Räuber verfolgen; sie wird auch diese Verfassung ergreifen 
und damit Denjenigen nacheilen, welche dem Volke sein gutes Recht geraubt, 
wird sie einholen und wird sie strafen und wird sie züchtigen! Dieses brare, 
deutsche Tolk wird, wenn es nicht dahin kommen sollte, jene Räuber zu 
züchtigen, zu kämpfen verstehen für seine Sache, entschlossen, zu siegen, 
oder wenn es sein muß, auch zu fallen. — Deutschland wird kämpfen, weil 
man ihm nicht übrig gelassen hat, auf dem Wege der Gesetzgebung seine 
Wünsche zur Geltung zu bringen, kämpfen, weil man ihm nicht übrig ge- 
lassen hat, da, wo es berechtigt war, sein Recht zu üben, kämpfen, meine 
Herren, weil man es nicht anders gewollt hat! Und so, meine Herren, 
verzichte ich auf das Recht, zu Ihnen zu sprechen; ich denke, die deutsche 
Nation wird einst an meiner Stelle reden! (Andauerndes Gelächter.) 
2) Generaldebatte über den würtembergischen Vertrag. 
v. Mallinckrodt"): Meine Herren, ich benutze nur die Gelegenheit 
der zweiten Generaldiskussion, um dem Herrn Abgeordneten von Blancken- 
burg ein paar Worte zu erwidern, hinsichtlich deren ich zweifelhaft biu, ob 
sie mehr den Charakter einer sachlichen Bemerkung oder einen personlichen 
Charakter tragen. Herr von Blanckenburg hat mich wohl mißverstanden, 
wenn er meinte, ich hätte in dem Sinne wenigstens wie er es auffaßt, aus- 
gesprochen: durch den Beitritt der Südstaaten seien eine Reihe von Be- 
denken geschwunden. Ich habe gesagt, der naturgemäße und günstige Zeit- 
punkt, um eine Revision der Verfassungsprincipien herbeizuführen, der sei 
  
“) St. B. S. 161 r. g. u.
	        
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