Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Generaldebatte über den würtembergischen Vertrag. Mallinckrodt. 361 
gegeben in dem Momente des Beitritts der Südstaaten, und wenn der Mo- 
ment rersäumt werde, dann besforgte ich, daß das Zicl überbaupt nicht er- 
wicht werden könne. Er hat dann hingewiesen auf den Unterschied, ob ein 
Votant fast isolirt steht oder aber einer großen Partei angehört, also durch 
sein Votum ein mehr oder minder starkes Gewicht in die Wagschale legt. 
Ich rerkenne den Unterschied nicht, ich fühle mich als alleinstehend, und in- 
sofen hat meine Motivirung lediglich die Bedeutung eines persönlichen Vo- 
tums: allein wenn ich einer großen Partei angehörte, die auf demselben 
Beden der Ueberzeugung stände wie ich, dann bin ich fest überzeugt, daß ein 
ablehnendes Votum uns dem Ziele, welches ich im Auge habe, näher 
bringen, nicht davon entfernen würde. Ich habe im Uebrigen mit Bezug 
auf das, was Herr von Blanckenburg von der Auffassung der konservativen 
Partei sagte, dieser Partei — das sei mir gestattet — einen Vorwurf zu 
machen: ich habe oft gehört, daß sie von dem Boden ihrer Gunmdsätze aus 
gewisse Defiderien hingestellt hat, aber dann habe ich auch recht oft erlebt, 
daß sie beim Handeln ganz munter im Schlepptau anderer Principien ge- 
fabren ist. 
3. Generaldebatte über den bairischen Vertrag. 
v. Bennigsen (Hannorer) '): Meine Herren! Sie werden mir gestatten, 
zugleich im Namen meiner politischen Freunde, und zwar fast ausnahmslos, 
zu erklären und es kurz zu begründen, daß wir trotz der schweren Bedenken, 
die wir gegen den baierischen Vertrag hatten, dem Vertrage jetzt, nachdem 
unsere Anträge auf Aenderung in der zweiten Lesung nach den Erklärungen 
der Herren Vertreter der Bundesregierungen theils zurückgezogen, theils ab- 
gelehnt worden sind, im Ganzen unsere Zustimmung nicht versagen werden. 
(Braro!l) Meine Herren! wir wissen sehr wohl, daß wir für die Weiter- 
entwickelung unserer Norddeutschen Verfassung eine gewisse Gefahr laufen, 
wenn wir Elemente aufnehmen, die bislang so homogen in vierjährigen in- 
neren Kämpfen mit uns nicht verwachsen waren, wie das für die nord- 
deutschen und mitteldentschen Staaten und deren Vertreter möglich war. Wir 
laugnen nicht, daß durch die Zugeständnisse, welche der Krone Baiern ge- 
macht worden sind, Gefahren auch für die Weiterentwickelung in die Nord- 
deutsche Verfassung, die künftig zu einer Deutschen Verfassung werden soll, 
bineingetragen werden. Wir übernehmen aber die Gefahr, wir übernehmen 
sie aus dem nationalen und aus dem patriotischen Gefühle, welches eine 
große Versammlung bewegen muß, die, während sie bislang nur einen Theil 
Deutschlands vertreten hat, doch immer schon den Beruf gefühlt hat, vor- 
zugsweise darauf hin zu wirken, daß in einer Versammlung des gesamm- 
) St. B. S. 162 L g. u.
	        
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