Schluß der II. außerordentlichen Session. 373
deren Mitte Sie Mich aufgesucht haben, fanden in der Opfer-
willigkeit des Vaterlandes, in der treuen Theilnahme und Fürsorge
des Volkes und des Heeres ihre Ermuthigung in schweren Kämpfen
und Entbehrungen.
Die Gewährung der Mittel, welche die Regierungen des Nord-
deutschen Bundes noch in der eben geschlossenen Session des Reichs-
tages für die Fortsetzung des Krieges verlangten, hat Mir einen
neuen Beweis gegeben, daß die Nation entschlossen ist, ihre
volle Kraft dafür einzusetzen, daß die großen und schmerzlichen
Opfer, welche Mein Herz wie das Ihrige tief bewegen, nicht um-
sonst gebracht sein sollen, und die Waffen nicht aus der Hand
zu legen, bis Deutschlands Grenze gegen künftige Angriffe sicher
gestellt ist.
Der Norddeutsche Reichstag, dessen Grüße und Glückwünsche
Sie Mir überbringen, ist berufen gewesen, noch vor seinem
Schlusse zu dem Werke der Einigung Deutschlands entscheidend
mitzuwirken. Ich bin demselben dankbar für die Bereitwillig=
keit, mit welcher er fast einmüthig seine Zustimmung zu den Ver-
tägen ausgesprochen hat, welche der Einheit der Nation einen
organischen Ausdruck geben werden. Der Reichstag hat, gleich
den verbündeten Regierungen, diesen Verträgen in der Ueber-
zeugung zugestimmt, daß das gemeinsame staatliche Leben der
Deutschen sich um so segensreicher entwickeln werde, als die für
dasselbe gewonnenen Grundlagen von unseren süddeutschen Bun-
desgenossen aus freier Entschließung, nach Maßgabe ihrer eigenen
Würdigung des nationalen Bedürfnisses, bemessen und dargeboten
worden sind. Ich hoffe, daß die Vertretungen der Staaten, denen
jene Verträge noch vorzulegen sind, ihren Regierungen auf dem be-
tretenen Wege folgen werden.
Mit tiefer Bewegung hat Mich die durch Se. Majestät den
König von Baiern an Mich gelangte Aufforderung zur Her-
stellung der Kaiserwürde des alten deutschen Reichs erfüllt. Sie,
meine Herren, bringen Mir im Namen des Norddeutschen Reichs-
tages die Bitte, daß Ich Mich dem an Mich ergehenden Rufe
nicht entziehen möge. Ich nehme gern aus Ihren Worten den
Ausdruck des Vertrauens und der Wünsche des Norddeutschen
Reichstages entgegen. Aber Sie wissen, daß in dieser so hohen
Interessen und so große Erinnerungen der deutschen Nation berüh-
renden Frage nicht Mein eigenes Gefühl, auch nicht Mein eigenes
Urtheil Meinen Entschluß bestimmen kann, nur in der einmüthigen
Stimme der deutschen Fürsten und freien Städte und in dem
damit übereinstimmenden Wunsche der deutschen Nation und ihrer