Baden. II. Kammer. Eckhardt. 379
Versammlung vertretenen badischen Volkes haben wir zu verzeichnen, sondern
wir baben zu verzeichnen eine Reihe schwerwiegender Tatsachen, die von
Manchem bis vor Kurzem als eine dem Lande grund= und nutzlos auf-
gebürdete Last betrachtet worden sind, während sie sich jetzt herausstellen
als eine antizipirte Pflichterfüllung gegenüber der deutschen Nation, die nun
die rerfassungsmäßige Sanktion erhalten soll. Baden hat in treuer Er-
füllung des Allianzvertrages seine ganze militärische Gesetzgebung angepaßt
an die des Norddeutschen Bundes als desjenigen Staats, der die geschlossene
Mucht Deutschlands repräsentirt. Allein nicht blos auf diesem Gebiete,
sondern auch anderwärts haben wir versucht, eine gewisse Uebereinstimmung
mit den Zuständen des Norddeutschen Bundes berzustellen. Ich erinnere an
riel Gesetze, denen Sie, zum Theil einstimmig, zum Theil wenigstens mit
gßer Majorität, Ihre Zustimmung gegeben haben, und die eigentlich nur
Nachbildungen waren dessen, was der junge Norddemsche Bund als Gesetz
festgestellt und rerkündet hatte. So haben wir es gehalten bis zum vorigen
Landtage und auch der vorige Landtag hat uns noch treu zusammenstehen
seben in der Aufrechterhaltung des nationalen Bewußtseins, er hat uns treu
zsammenstehen sehen in der Fortentwicklung unserer inneren badischen Verhält-
nisse. Es war eine reiche Ausbeute, die uns der letzte Landtag gebracht hat und wir
bofften beim Scheiden wohl Alle, es werde eine gute Friedenszeit den von
uns geschaffenen Gesetzen einen ruhigen und segensreichen Vollzug sichern.
Es ist anders gekommen. Ein furchtbarer, unserem Lande und Wolke geradezu
Vemichtung drohender Krieg ist über uns hereingebrochen. Dieser Krieg
wurde über uns gebracht ven der Nation, die es als ihre historische Tradition
ansieht, die Einigung Deutschlands mit allen möglichen Mitteln zu verhindern
eder doch zu verzögern. Ich erinnere Sie daran, daß jene Nation bei jedem
Einigungsversuche Deutschlands den eitlen und drehenden Anspruch erhob,
daß auch sie hiebei ein Wort mitzureden habe. Seit dem Jahr 1866, in
welchem Deutschland sich erlaubte, seine eigenen Wege zu geben, war des
Drahens und Suchens nach Kriegsvorwänden kein Ende. Kein schicklicher
eder auch unschicklicher Anlaß wurde rersäumt, und was war schließlich
der letzte Grund, aus dem man ein friedliches Volk mit einem schrecklichen
Kriege überzog ? — Doch schweigen wir von Allbekanntem, auch von jenen un-
nachbarlichen Drohungen, die ganz speziell an unfre Adresse über den Rhein
berüber gerufen worden sind. Es ist anders gekommen, als das über-
müthige Frankreich sich ausgedacht, es wird unn eine große weltgeschichtliche
Abrechnung mit jenem eitlen Volke gepflogen. Die Leiden und die
Schrecken, die über Frankreich gekonimen, wären vielleicht für das letzte
leichtsinnige und frivole Benehmen zu groß; allein Sie wissen, es hat sich
eine große, Jahrhunderte alte Schuld aufgehäuft, die endlich in diesem
blutigen Kriege ihre gerechte Tilgung finden muß und finden wird, denn
auch in der Weltgeschichte waltet Gottes Strafgericht. Nicht der Sieg des
einen Velkes übcr das andere ist es allein, warum beide Kämpfer blutig
ringen, die ganze Stellung der Staaten Europa's zu einander wird durch den