Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

II. Kammer. Eckhardt. 381 
seld. Ich erinnere Sie an die vielen Söhne, die ihre Eltern, an die 
Männer, die ihre Frauen und Kinder zurücklassen mußten; ich erinnere Sie 
an den Jammer des Abschiedes und an den Schmerz des Verlustes. Und 
doch hören wir, daß derselbe Muth, dieselbe Ausdauer in der Pflichterfüllung 
md dasselbe Bewußtsein, einer großen Sache zu dienen, die deutschen Krieger 
noch ebenso beseelen, wie an jenem Tage, an dem sie siegesmuthig über den 
Rhein nach Frankreich hinübergezogen sind. Auch unsere Truppen haben 
einen reichen Antheil an diesen kriegerischen Ehren. Nicht beschieden war es 
ihnen, in großen Schlachten an der Seite ihrer deutschen Brüder zu kämpfen, 
nicht ruhmgekrönt sind sie genannt worden bei Metz und Sedan; aber sie 
halfen wacker mit, eine uralte deutsche Stadt dem deutschen Reiche wieder 
zu erwerben. In den Laufgräben von Straßburg trotzten die badischen 
Truppen an der Seite ihrer Mitstreiter allen Gefahren des Krieges und des 
Wctters. Heute stehen sie, vom großen Heere abgetrennt, als treue Wacht 
im Süden Frankreichs und werden auch hier, auf früher deutschem Boden, 
dem deutschen Namen Ehre machen. Alles, was wir von unseren Truppen 
heren, ist dazu angethan, das Vertrauen, das wir auf sie setzten, in jeder 
Beziehung zu rechtfertigen. (Bravo.) Von diesem Kriege haben wir zwei 
graße Früchte zu erwarten; die eine ist die endliche Einigung Deutschlands, 
die andere ist die Herstellung eines gesicherten Zustandes für unser engeres 
badisches und unser großes deutsches Vaterland, und ich setze hinzu: die 
Herstellung eines dauernden Friedens für ganz Europa. Der größte Feld- 
her Deutschlands hat vor versammeltem Reichstage ein Wort ausgesprochen, 
das nun in Erfüllung zu gehen scheint; er hat gesagt, Deutschland müsse 
nicht nur so stark werden, daß es einen Krieg mit seinen Feinden mit Aus- 
sicht auf Erfolg unternehmen könne, Deutschland sei dazu berufen, so stark 
zu werden, daß es jeden Krieg in Europa verbieten könne. Ein solches 
Volk ist für den Frieden Europa's auch in der That zur Nothwendigkeit 
geworden. Wenn Sie auf die klägliche Haltung der sogenannten „Neutralen“ 
beim Ausbruche des Krieges blicken, dann werden Sie den Worten Moltke's 
idren Beifall nicht rersagen können. Noch vor Beendigung des Krieges 
schitt man zu den Werken des Friedens und das erste dieser Werke ist die 
Zusammenfassung des seither noch durch die Mainlinie getrennten Deutsch- 
lunds. Alle Verträge, die Ihnen vorgelegt wurden, geben mehr oder minder 
Kunde von dem aufrichtigen Bestreben, diese Einigung zu einer dauerhaften 
mid wohlthätigen zu machen. Es sind Ihnen — ich will die Verträge ein- 
zeln aufführen — vorgelegt worden: 
1) ein Vertrag des norddeutschen Bundes mit Baden und Hessen vom 
15. November 1870, 
2) eine Militär-Konvention Preußens mit Baden vom 25. November 
1870, 
3) ein Schlußprotokoll vom gleichen Tage, 
4) ein Vertrag des Norddeutschen Bundes, Baden's und Hessens mit
	        
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