Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

394 Baden. Außerordentlicher Landtag. 
des deutschen Staats. Wie die deutschen Krieger von Sieg zu Sieg eilten 
und so uns die Einigung Deutschlands ermöglichten, so wird, bei gleicher 
Tapferkeit der politischen Streiter, mit Gottes Hilfe auch die Freibeit in 
das neuerstandene Deutsche Reich ihren siegreichen Einzug halten. (Bravo.) 
Am Schlusse der Debatte') über diesen und einen zweiten Antrag auf 
Genehmigung der abgeschlossenen Militärkonvention wurden bei der Ab- 
stimmung die Verträge einstimmig (die Mililitärkonvention gegen eine 
Stimme) angenommen; ebenso wurde folgende Zusatzerklärung: 
„Die Kammer spricht die Erwartung ans, daß der Eintritt in den 
deutschen Bund eine grundsätzliche Revision der Staatsrerfassung 
und eine wesentliche Vereinfachung der Staatsverwaltung, insbe- 
sondere Wegfall des Kriegsministeriums, Beseitigung des Ministe- 
riums der auswärtigen Angelegenbeiten und der Gesandtschaften zur 
Folge habe“" 
als Resolution einstimmig angenommen). 
B. Erste Kammer. 
Die erste Sitzung vom 13. Dezember 1870 eröffnete der Präsident, 
Geheimerath Dr. v. Mohl mit folgenden Worten“): 
Wir sind hier berufen, um an einem Werke mit Antbeil zu nehmen, 
welches gewiß nicht wichtiger, nicht folgenreicher sein kann für Baden, 
Deutschland und wohl auch für ganz Europa. Es ist nicht nothwendig und 
nicht crlaubt, das auseinanderzusetzen; Tausende haben es schon gesagt und 
Millionen haben es gedacht und denken es täglich. Es ist endlich möglich 
geworden, daß wir eintreten in einen Bund nicht blos, sondern in ein ganzes, 
großes Deutschland, an dessen Spitze wieder ein Kaiser steht; es ist das 
möglich geworden durch Thaten, wie sie die Geschichte kaum aufzählt und 
die erlebt zu haben gewiß der alte Mann noch seinem Schicksal dankbar ist, 
der junge Mann für sein ganzes Leben lang eine erhebende Erinnerung 
haben wird; es ist möglich geworden durch eine Kriegführung und Tapfer- 
keit, die der deutschen Nation zum ewigen Ruhm gereichen wird; es ist mög- 
lich geworden durch Opfer von allen Seiten und nicht blos Opfer von Gut 
und Blut, sondern auch von Rechten, und hier sind wir stolz darauf, daß 
unser erhabener Landesherr vorangegangen ist vor allen Anderen. Freilich 
ist die Freude nicht ganz ungetrübt. Dieser furchtbare Krieg hat ja, man 
darf sagen, kaum eine Familie in Deutschland gelassen, wo nicht Vater, 
Gatte, Sohn, Bruder, Bräutigam auf dem Feld der Ehre gefallen oder 
) Es betheiligten sich daran Dr. Jolly, Freydorf, Baumstark,. v. Seder und die 
beiden Berichterstatter Eckhard und Kiefer. a. a. O. S. 27. 
*½#) a. a. O. S. 27. 
*) Protokolle der I. Kammer. S. 1.
	        
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