Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Jolly. 419 
Staatsminister Dr. Jolly') bedauert, daß dieser Mißton in die sonst ge- 
wiß Alle mit innigster Freude erfüllende Diskussion hereingekommen, er hätte 
ux seiner Pflicht absolut entgegengehandelt, wenn er gegen die letzte Acuße- 
ung nicht aufgetreten wäre. Die übrigen ungemein starken Auödrücke des 
Herrn Vorredners wolle er nicht weiter berühren. Derselbe scheine vergessen 
zn taben, daß einc Partei und eine Regierung etwas verschiedenes sei; nicht 
eine Partei, sondern die Regierung sei es gewesen, die in Versailles gehandelt 
bade. Der Herr Graf spreche von einem Helotenthum, ohne anszuführen, 
worin es bestehe. Dessen Hauptgedanke scheine dabei gegen die Militärkon= 
rention gerichtet; ihm, dem Redner, erscheine es viel eher als eine Ehre, 
daß unsere Truppen und unser Offizierkorps unmittelbarer Bestandtheil der- 
senigen Armee werden, welche von der ganzen gebildeten Welt als die erste 
anerkannt und bewundert sei. Der Herr Vorredner spreche ferner von der 
Unfähigkeit unseres Landes, selbstständig fortzueristiren; auch das sei seine 
frezielle Ansicht, eine Folge seiner früheren Parteianschauungen, vielleicht auch 
seiner Wünsche, aber die eminente Mehrheit unseres Landes freue sich unserer 
Einrichtungen und ihres Prosperirens, und allgemein sei der Wunsch, daß 
kas Land für sich fortbestehend fortfahre, die Kultur= und wirthschaftlichen 
Aufgaben wie bisher zu verfolgen und zum Glück einer immerbin ansehnlichen 
Menschenzahl zu erfüllen. 
Bei der Abstimmung wurden die Verträge mit allen gegen zwei 
Stimmen angenommen’). 
Von beiden Kammern wurde zugleich folgende Adresse an den Groß- 
derzog angenommen: 
Durchlauchtigster Großherzog! 
Gnädigster Fürst und Herr! 
Euer Königliche Hoheit haben die getreuen Stände zur ver- 
fassungsmäßigen Mitwirkung bei dem Vertragewerke berufen, das 
der deutschen Nation die lang ersehnte Einigung bringt. Inmitten 
eines gewaltigen Krieges, welchen die eitle Eifersucht eines Nach- 
barstaates zur Einiedrigung Deutschlands begonnen hat, wurde von 
nationaler Begeisterung und durch den wundergleichen Siegeslauf 
unserer Heere das Deutsche Reich wieder aufgerichtet. Es wird sich 
erheben ein sichtbares Zeugniß göttlichen Waltens zum Segen eincs 
festen und dauernden Friedens, das Unterpfand einer glücklichen Zu- 
kunft des deutschen Volks, vollwerthig so vielen vergossenen Blutes, 
so schwerer Heimsuchung der Familien, so großer ungezählter Opfer 
der Nation. 
 
	        
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