Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Dernburg. Dalwigk. 445 
gekommen; es lag dies nur in dem absoluten Widerstand, der von Seiten 
der Regierung diesen Beschlüssen entgegengesetzt wurde, ein Widerstand, 
den die lil eralen Parteien des Landes bei den nächsten Wahlen entschieden 
zu dbrechen suchen haben werden. Das ist der zweite Punkt. Der dritte 
Punkt, den ich berühren mödie, bezieht sich auf die Militärconvention. 
Ich möchte in der heutigen Verhandlung den Wunsch ausdrücken, daß, 
nachdem wir jetzt ein gemeinsames Kriegeministerium haben und sich daher 
die Militärconvention nicht mehr haltbar erweist, wir in die Gemeinsam- 
keit des deutschen Heeres vollständig eintreten, und zwar in einer Weise, 
wie es von Seiten des Großherzogthums Baden geschehen, wo die ge- 
sommte Armee ganz in den Verband der preußischen Armee eintiitt. Hier- 
durch werden nicht nur im Interesse des Budgets uuseres Landes eine 
Reihe von sonstigen Ausgaben wegfallen, sondern es wird auch im Ju- 
teresse der Waffentüchtigkeit unserer Division, die ich bis jetzt sehr hoch 
schätze, es wird auch im Interesse des gesammten Officiercorps liegen, das 
dann nicht mehr in dem kleinen Rahmen unserer Division, weniger Rezi- 
menter, eingeschlossen sein wird, und ich bin überzeugt, daß manche der 
Herren, die bisher gegen die Militärconvention waren, doch deun vollstän- 
digen Eintritt in das Norddeutsche Heer einem Zwitterzustande, wie er bis 
jetzt bestanden, vorziehen werden. Das sind die Erwägungen, die ich 
Ihnen ans Herz legen möchte, und wenn wir in dem gegenwärtigen Au- 
genblick auch nicht das Alles in bestimmten Vorschlägen formuliren, so 
will ich es doch gesagt haben, um den Geist damif zu motiviren, 
in dem ich meine freudige Zustimmung zu den vorliegenden Ver- 
nägen gebe. 
Ministerpräsident Frhr. v. Dalwigk, Exc.#): Der Herr Vorredner 
hat im Eingang seiner Bemerkungen erwähnt, wie der Ausschuß mit Recht 
darauf aufmerksam gemacht habe, daß man frühere Vorgänge vergessen und 
in schonender Weise die Dinge nehmen möge, wie sie jetzt vorliegen. Es 
scheint mir indeß, als wenn der Herr Vorredner diesen Grundsatz nicht 
überall befolgt habe. Er hat sich einen Ausfall gegen die Partei erlaubt, 
welcher der Herr Abg. v. Biegeleben, seiner Meinung nach, angehört. Ich 
habe bis jetzt noch nie vernommen, daß der Hr. Abg. v. Biegeleben Mit- 
glied einer politischen Partei sei. Aber soviel ist, was die Frage einer 
näheren Verbindung Oesterreichs mit Deutschland betrifft, unzweifelhaft, 
daß wenn der hervorragende Staatsmann, ter die Geschicke Deutschlands 
in diesem Augenblicke leitet, den Moment zu einer solchen Verbindung fur 
gekemmen erachtet, dann die Partei, welcher der Herr Abg. Dernburg an- 
gehört, hierzu unbedingt ihre Zustimmung geben wird. Dafur spricht 
die Erfahrung. 
  
") S. 28 g. u.
	        
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