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ratbemitglied trat übrigens vor und sagte: wir wollen in der Beziehung
die Freiheit, haben Anträge gestellt, wir wollen nicht mehr, daß der.
Milifarismus sich so breit macht? Das geschah nicht. Ich sage deßhalb,
diese Redensarten von Freiheit, die aus manchem Munde kommen, sind
mir vielfach verdächtig. Ich darf übrigens hoffen, daß die Ereignisse der
letzten Jahre auch Manchen belehrt haben und daß die Zeit gekommen, wo
gerade der Kampf für die Freiheit, für den inneren Ausbau der
Verfassung im Sinne des Volks kräftiger geführt werden kann,
weil gewisse spaltende Fragen jetzt gar keine Fragen mehr bleiben. Meine
Herren, ich komme zu dem Punkt, der mir schon einmal sehr bitter bekam
und der mir vielleicht wieder bitter bekommt. Ich bin nicht gebunden durch
diplomatische oder sonstige Rücksichten; ich spreche offen, obgleich ich vermuthe,
daß man es in Berlin und Wien und an anderen Orten nicht gern hört.
Es ist die Frage des Verhältnisses zu Deutsch-Oesterreich. Meine
Herren, in bin überzeugt, daß Deutschland zu voller Kraft, das deutsche
Besen zu voller Harmonie, Innigkeit und Entwickelung erst dann kommt,
wenn auch die Deutsch-Oesterreicher zu uns gehören, während sie jetzt, wie
die Sache liegt, uns entfremdet sind und immer mehr entfremdet werden
kennen. Wir, gerade die Männer, die bisher für die jetzt siegreichen Ideen
fechten, wir wollen auch, daß Deutsch-Oesterreich mit dem deutschen
Reich verbunden werde. Wir können nur und konnten bisher, gegenüber
den Bestrebungen Oesterreichs und gegenüber den thatsächlichen Verhältnissen,
die Staatsform nicht finden, die ohne die Einheit Deutschlands zu zer-
steren es ermöglichte Oesterreich hereinzuziehen. Es muß doch vor allen
Dingen die deutsche Reichsgewalt die oberste Behörde, die wahre Central=
gewalt auch für Deutsch-Oestereich sein, und es hat sich bis jetzt eine Form
nicht gefunden, die das ermöglicht ohne Oesterreich zu zerreißen. Ich sage
effen, meine Herren, Niemand von uns hat ror 5 Monaten ahnen können,
was mit Elsaß und Deutsch-Lothringen geschah, Niemand hat vor 5
Jahren ahnen können, daß wir heute über diese Deutsche Verfassungsvorlage
berathen und beschließen würden. Aehnlich kann es mit Deutsch-Oesterreich
gehen, woselbst der deutsch-französische Krieg eine ächt deutsche Gesinnung in
unrerhofft starker Form und in unerwartet weiten Kreisen zu Tage rief und
in welchem das deutsche Bewußtsein plötzlich mit ungeahnter Kraft hervor-
tat. Ich darf hoffen, daß diese Bewegung mehr und mehr Platz greift.
Auf der anderen Seite fürchte ich, daß Dinge eintreten, die den jetzigen Be-
stand des österreichischen Gesammtstaates nicht fortdauern lassen. Für diese
Möglichkeit ist — was auch der ehrliche Gegner zugestehen muß — das
Deutschland, wie es jetzt geschaffen ist, eher in der Lage gegenüber den feind-
lichen slavischen und sonstigen Bestrebungen einzutreten für die Rettung der
deutschen Brüder in Oesterreich als das frühere zerfahrene und zerrissene
Dattschland. Jedenfalls hoffe ich daß Deutsch-Oesterreich, aber auch nur
Deutsch-Oesterreich diesem neuen Deutschland nicht vorenthalten werden