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bitte ich zu glauben, daß die Verhandlungen dort nicht so ganz einfach
waren, wie man vielleicht voraussetzt, daß es aber für uns unmöglich war,
mebr zu erreichen, als Das, was wir wirklich erreicht haben. Es hieß,
wie Herr Metz richtig gesagt hat: annehmen oder ablehnen. Von Modi-
filatienen von größerer Tragweite konnte keine Rede sein. Ich sage das
zur Rechtfertigung der Großherzoglichen Regierung'). — Ich möchte mich
übrigens gegen den mir von einigen Abgeordneten der Linken gemachten
Verwurf verwahren, als ob ich inkonsequent geworden sei, indem ich früher
ein eifriger Gegner des Norddeutschen Bundes gewesen sei und jetzt doch
die Feder in das Tintenfaß getaucht hätte um den Eintritt in diesen
Bund zu unterzeichnen. Ich bitte an das Jahr 1867 zu denken. Ich
habe die betreffenden Verhandlungen nicht bei mir, aber ich glaube, es ist
Ihnen erinnerlich daß ich damals auf Anträge, die von den Hrn. Metz,
Geldmann u. s. w. gestellt waren, erklärt habe, ich hätte gegen den sofor-
ligen Eintritt in den Norddeutschen Bund dreierlei zu erinnern: Erstens
den Umstand, daß nicht der ganze Süden gemeinsam eintrete, zweitens
den Art. 4 des Prager Friedens und drittens die Geldfrage. Nun, meine
Herren, ich glaube, was das zuerst erwähnte Bedenken betrifft, so ist
dasselbe, wenn auch nicht ganz in der Weise, wie ich gewünscht hätte, doch
wenigstens durch das gleichzeitige Auftreten der Deutschen Südstaaten erle-
digt worden. Was den Art. 4 des Prager Friedeus anlangt, so hat der-
selde durch die Niederlage Frankreichs seine Bedeutung verloren. Wir
haben nicht mehr zu fürchten, daß ein auf die Ausdehnung des Nord-
deutschen Bundes zum Deutschen Bunde gerichteter Antrag einen euro-
räischen oder deutsch-französischen Krieg hervorrufen wird. Bezüglich der
Geldfrage insbesondere habe ich die Hoffnung, daß durch den Beitritt des
Deutschen Südens, und durch die, Kriegsentschädigunz, die Frankreich dem-
nächst zu zahlen haben wird, unsere so vortrefflich geleiteten Finanzen vor
den Verlegenheiten bewahrt bleiben, die ich früher befürchtet habe. Im
Jahre 1868 ist, wie Hr. Frhr. v. Gagern bemerkt hat, von Seiten der
Großherzoglichen Regierung der erste Schritt geschehen, um ein gemein-
sames Auftreten der verschiedenen Süddeutschen Staaten behufs Herstellung
eines, das gesammte Vaterland umfassenden Deutschen Bundes herbeizu-
führen. Wir bekamen damals in München gerade keine ablehnende Ant-
wort, aber man glaubte dort, daß man selbst in Berlin so großen Schwie-
rigkeiten begegnen werde, daß es vielleicht besser sei, die Sache vorerst auf
sich beruhen zu lassen. Diese Ansicht war damals auch keine ganz unbe-
gründete. Ich glaube durch diese Darlegung den Vorwurf der Inkonse-
quenz genügend widerlegt zu haben).
*!) Folgt eine Rede des Abg. Wernher S. 65, worauf v. Dalwigk weiter fort-
fähn, wie oben folgt.
#%) Folgt die Rede Hallwachs S. 68 u., deren Schluß wir nachstehend wiedergeben.