Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

516 Würtemberg. Kammer der Abgeordneten. 
System einführen will, Schweden und wenn ich nicht irre auch Italien im 
Begriff steben es zu thun, und wenn wir einem glücklichen Ende des Kriegs 
mit Frankreich hoffentlich entgegenseben dürfen, so ist vorauszusehen, daß 
Frankreich jedenfalls bis an die Zähne waffnen wird. Dieses Vorgehen ver- 
schiedener Mächte wird die Nachfolge weiterer Staaten in Europa, welche 
noch zurück sind, ganz ähnlich nach sich zieben. So, meine Herren, wird 
Deutschland mit den ungehenersten Anstrengungen und damit, daß auch Süd- 
gleiche Steigerung aller Militärkräfte in Europa erreichen. Meine Herren, 
wir haben dieses System der Ueberanstrengung, das in ganz Eurcpa das 
Gleiche bervorruft, nicht verschuldet und wir haben keine Verxflichtung, das 
Unfrige zu diesem Ergebnisse beizutragen. Wenn der Eintritt in den Nord- 
deutschen oder den jetzt so genannten Deutschen Bund, wie ich glaube, wegen 
der ungeheueren Uebermacht Preußens und umserer Mediatisirung, welche 
daraus erfolgen muß, überhaupt zu widerrathen ist, so ist es auch nicht unsere 
Aufgabe, unserem Lande ein solches eisemes Hemd anlegen zu lassen. Meine 
Herren, ich komme zu einem andern Posten, und das ist die Marinc.“) 
Nun sagt man: man könne einen gießen Theil dieser Mehrausgaben 
für Militär, Marine u. s. w, durch ein Tabaksmon epol decken. Ich 
gebe zu, daß, wenn die Bundesverträge genehmigt werden, die Ausgaben sich 
in Zukunft so steigern werden, daß kaum etwas anderes übrig bleibt als ein 
Tabaksmonopol. Es ist auch nicht zu bezweifeln, daß ein Tabakemonopcl 
eine sehr große Revenne geben würde, wenn man berücksichtigt; daß im 
Jahre 1867 dessen Reinertrag in Oesterreich zu netto 26,6/0,000 fl. österr. 
Währung reranschlagt war, und in Frankreich zu 82,366,000 fl. rhein. nette, 
so daß das Tabaksmonopol in Frankreich die Ausgaben der Marine deckte 
und noch ein paar Millionen Gulden Ueberschuß darüber lieferte. Der Rein- 
ertrag, welchen es in Oesterreich gewährt, ist aus dem Grunde sehr bedeutend 
geringer als der französische Nettocrtrag, weil die Regie in Oesterreich viel 
geringere Verkanfspreise hat, als in Frankreich. Frankreich ist eben ein 
reiches Land und die französische Regie hat erorbitant hobe Tabakspreise, 
zu welchen man in Oesterreich keine Känfer finden würde. Meine Herren, 
dem „Hat“, welches eine Tabaksregie des Deutschen Bundes gewähren würde, 
würde aber auch ein beträchtliches „Soll“ gegenüberstehen. Wenn man das 
Tabaksmonopol einführt, so muß man damit anfangen, die Tabaksfabrikation 
zu expropriren und etwa ein Dutzend großer kaiserlicher Tabakefabriken in 
Deutschland anzulegen, mithin sehr große Kapitalien aufzunchmen, deren 
Zinse vom Ertrage abgehen. Vorzüglich aber darf man sich darüber keine 
Täuschung machen, daß das Tabakemonopol fehr große volkewirthschaftliche 
Nachtbeile hat, nicht allein für die Länder, welche in einem erbeblichen Um- 
fang Tabak bauen, — denn das Monopxel bringt eine solche Kontrele mit 
sich, daß man den Bauern die Blätter auf dem Felde zählt, und die Ausfuhr 
*) Auch die nun folgende Berechnung haben wir weggelassen. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.