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den rohem und zubereitetem Tnbak wird durch ein Tabaksmonopol in hohem
Grade beeinträchtigt wo nicht vernichtet, — sondern der Erwerb durch Fabri-
kation leidet auch noch mehr als der Tabaksbau. Denn wie viele Zehntau-
sende von Cigarrenarbeitern, wie viele Tausende von Fabrikanten von Cigarren,
Schnupf und Rauchtabaken sind über Deutschland verbreitet, so daß z. B. in
Bünemberg jährlich für 3,000,000 fl. Tabaksfabrikate und namentlich
Cigarren durch Unternehmer und Arbeiter gemacht werden, welche über das
ganze Land zerstreut sind. Diese ganze Industrie, meine Herren, würde
kenfiecirt zu Gunsten von etwa I2 kaiserlichen Fabriken in Deutschland. Wir
luschen große Volkswirthschaftliche Nachtheile ein gegen die finanzielle Aus-
bülfe, die aber nur eine sehr theilweise für die süddeutschen Staaten sein
wird, verglichen mit den Mehrausgaben und Lasten, welche ihnen für das
Militär, die Marine und für andere Bundesausgaben zu wachsen. Nun,
meine Herren, wird man sagen: wohl, wir erkennen alle diese Opfer und
Nachtheile an, aber dafür haben wir auch die Sicherung durch eine große
natienale Macht. Ja, meine Herren, wenn dem so wäre! Aber in Süd-
deutschland gewinnen wir durch diesen Bund, der Theilnahme Oestereichs
rerlustig, nach meiner Ansicht die allergrößte Unsicherbeit. So mächtig auch
der Bund sein würde, so sind wir doch der großen Gefahr ausgesetzt, daß
Frankreich die Kriege, die es künftig anzetteln wird, in Verbindung mit
Oesterreich zu führen suchen wird und wir dann trotz aller Macht des deut-
schen Bundes dem auegesetzt sein werden, wie das Korn zwischen zwei Mühl-
steinen zerrieben zu werden. (Unterbrechung.) Meine Herren! Sie lachen?
Ist es denn lächerlich, wenn zwei Mächte, welche miteinander 1,600,000
Mann auf die Beine bringen können, sich auf Süddeutschland stürzen würden?
Denn auch Deutschland als Sieger aus einem solchen Kriege hervorgehen
würde, was würde das Loos von Süddeutschland als Schlachtfeld dieses Kampfes
sein? Meine Herren, Sie lachen jetzt; es könnte aber eine Zeit kommen,
V# sie weinen würden! Dieß ist eine Seite der Sache; eine andere Seite ist der
Verlust an Rechten und an Freiheit. Das Erste, meine Herren, ist die
Unterwerfung der Presse und des Vereinswesens unter die Gesetzgebung
des Bundes. Ich rermag es in der That kaum zu fassen, wie die süddeut-
schen Herren Minister, welche die Unterhandlung geführt haben, dieß haben
zugeben können, während der Norddeutsche Bund bis jetzt die Presse und das
Vereinswesen nicht in seinen Bereich gezogen hat. Ich meine, der bloße
Name „Bundessache“ hätte hier das vestigia terrent Solchen, welche einen
Sinn für Freiheit haben, ins Gedächtniß rufen sollen. Der Herr Bericht-
ertatter hat uns damit zu trösten gesucht, der deutsche Reichstag werde die
Freiheit auch auf diesem Gebiete wahren. Meine Herren, mir ist auf diesem
Gebiete lieber, was wir haben, als das, was wir möglicherweise erhalten
kennen. Die süddeutschen Staaten haben Preßfreiheit, wir in
Bürtemberg haben nicht nur Preßfreiheit, sondern auch Verweisung der
amtlichen Preßprozesse ror die Geschworenen und wir sind in Be-
ziehung auf die Presse eines der freiesten Länder. Ich gebe zu,