Roͤmer. 563
Kenig, daß die Vorlagen der Regierung, über die wir heute zu beschließen
baben, nach großen Gesichtspunkten geprüft werden; das würtembergische
Voll steht auf der Höhe unserer großen Zeit, es hat jetzt erkannt, daß die
Emwickelung der Geschicke Deutschlands bis auf den heutigen Tag eine ab-
selute geschichtliche Nothwendigkeit war, es hat erkannt, daß die Lage, in
de wir uns heute befinden, das nothwendige Ergebniß der Geschichte Deutsch-
lunds seit der Reformation ist. Meine Herren! Es ist kein Zufall — an
Zufall auch nur zu denken, wäre Frevel — es ist eine höhere Fügung, daß
Errußens ruhmreicher König an der Spitze des Deutschen Volks in Waffen
in unzähligen Schlachten den Erbfeind der Deutschen Nation besiegt hat,
daß dieser Feind, der so frech und übermüthig den Krieg vom Zaune ge-
brechen hat, damiederliegt und daß Preußens ruhmreicher König von den
keutschen Fürsten und vom deutschen Volke einmüthig zum Kaiser gekürt
vorden ist, er, der Wiederhersteller und Mehrer des Reiches zugleich! Meine
Herren! Das sind die Gesichtspunkte, von denen das würtembergische Volk
die Vorlagen beurtheilt wissen will. Um in diesem Geiste unsere Stimme
Amgeben, sendet es uns hieher und wir werden diese Sendung hoffe ich
erfüllen, wir werden unsern Theil zur Lösung der glorreichen Aufgabe bei-
tagen, wir werden das Deutsche Reich wieder aufrichten und damit wird
uch für Würtemberg ein neues Leben beginnen. Das unrerbrüchliche Gesetz
dieses neuen Lebens wird sein die Reichsverfassung, welche vorliegt, und der
Vertrag, der mit Würtemberg über diese Reichsverfassung abgeschlossen ist.
Zeide werden wir wahren furchtlos und treu! Meine Herren! Würtemberg
wurd in reicher Fülle Theil haben an der Herrlichkeit und Macht des Deutschen
RNeichs, es wird sein ein hochgeachtetes Glied desselben. Wenn das Ziel,
dem wir so nahe stehen, erreicht ist, dann werden wir uns wieder als Wür-
kemberger mit Ehren sehen lassen können, erst dann wird wieder mit Ehren
aklingen das alte würtembergische Wort: „Hie gut Würtemberg allweg“!)
Der beantragte Schluß der Debatte wurde angenommen“).
Bei der Abstimmung’“) wurde in namentlicher Abstimmung An-
kaz 1. der Fünfzehner-Kommission 4) mit 74 gegen 14 Stimmen angenommen,
chenso Antrag II. mit 76 gegen 12 Stimmen, Antrag III. mit 81 gegen
! Stimmen angenommen. In einfacher Abstimmung wurde sodann An-
daz IV. einstimmig angenommen. Von Antrag V. wurde sodann der erste
Ibeil (bis zu den Worten: „Erspamisse im Staatshaushalte mit thunlichster
Leschleunigung einzuleiten“ einstimmig angenommen, hierauf der Antrag Mohl
af motivrirte Tagesordnung abgelehnt, hingegegen der zweite Theil des An-
dags V. der Kommission angenommen.
) Solgt M. Mohl S. 65 r. u. und cine Reihe persönlicher Bemerkungen S. 69 l. o.
*7) S. 70 l. m.
ES. 70 l. u.
1) S. oben S. 508.
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