Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Linden. 567 
gegen die Eine Seite würde das Zeichen für einen neuen Anspruch auf 
der anderen. Die der Einigung Deutschlands feindlichen Elemente, nieder- 
gehalten gegenwärtig durch die imposante Strömung gegen das lang er- 
sehate Ziel, würden ihr bedenkliches Werk wieder aufnehmen und in gleichem 
Maße würden die Feinde Deutschlands sich dabei betheiligen, auf einen 
ihren Wünschen entsprechenden, Deutschlands Kraft abermals brechenden 
Jusgang hoffend. In die Alternative zwischen Ja und Rein gestellt, kann 
aber Ihre Kommission in ihrer Majorität (von 6 gegen 1 Stimme) nicht 
schwanken, welcher Antrag zu stellen sei. Der frühere Deutsche Bund ist 
zu Grabe getragen; welche Verhältnisse und Umstände seinen Sturz herbei- 
geführt, dieß zu erörtern ist unpraktisch. Mögen die Einen behaupten, daß 
er den Keim seiner Auflösung in sich getragen und nur einer Naturnoth= 
wendigkeit unterlegen sei, oder mögen Diejenigen, welche in ihm eine an- 
gemessene Staatsform für Deutschland fanden, der Ansicht sein, daß eine 
aufrichtige, den Verhältuissen billige Rechnung tragende Handhabung seiner 
Principien und Gesetze, eine patriotische Unterordnung aller politischen 
Parteien unter dieselben, eine richtige Werthschätzung der durch seinen Be- 
stand allen Angehörigen des Deutschen Volkes gewährten Vortheile und 
eine maßvolle Haltung gegenüber seinen Unvollkommenheiten und einem 
seiner Natur nach minder beweglichen Organismus ganz geeignet gewesen 
wire, die Deutsche Nation in ihrer Gesammtheit dem ihr gesteckten Ziel 
entgegenzuführen; — mit all' diesem ist es vorüber! Ob unwiederbring- 
lich, vermag keines Menschen Geist zu ermessen; aber für jetzt und in der 
Beise jedenfalts, daß eine neue Schöpfung an die Stelle der alten treten 
muß, wenn nicht eine unheilvolle Zukunft sich für Deutschland eröffnen 
soll. Wer dieß beklagt, dem möchte man versucht sein zu sagen, er möge 
rer Allem prüfen, ob er, welcher politischen Stellung, Klasse oder Partei 
er auch angehörte, nicht selbst dazu mitgewirkt, daß es so gekommen ist; 
ob er nicht selbst in einer oder der anderen Weise dazu geholfen, das An- 
sehen des frühern Deutschen Bundes zu schmälern, seine Macht zu unter- 
Kraben, ihn zu einem Scheinwesen zu gestalten, nur geeignet, partikula- 
nstischem Egoismus sei es der Regierung oder des Volkes in dieser oder 
sener Gestalt zu dienen oder gar die Aufdeckung seiner Blößen zum Ge- 
genstand wohlfeilen Patriotismus zu machen. Die Thatsachen stehen nun 
einmal entscheidend, mächtig und, Dank dem Himmel, auch glorreich der 
Vergangenheit gegenüber. Das geeinigte Deutschland hat Erfolge errungen, 
vie sie kaum irgend Jemand erwartet hatte; sein thätiges, kraftvolles Ein- 
greifen und Zusammenwirken hat uns vor Gefahren bewahrt, die man sich 
nicht groß genug zu denken vermag. Diese Einigung muß jetzt ihre Be- 
sieglung erhalten. Der erhebende Aufschwung, welchen Deutschland genom- 
men, muß zu einem bleibenden Resultate führen, zu einer Bürg- 
schaft für die Zukunft. Nicht mehr darf es im Ungewissen bleiben, 
ob in ähnlichen Verhältnissen Deutschland wieder einheitlich auftrete, handle
	        
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