590 Würtemberg. Kammer der Abgeordneten
ihr Protokoll folgende Erklärung niedergelegt: „man vertraue Königlicher
Regierung, daß sie in Beziehung auf den Frieden, welcher gegenwärtigen
Krieg zu beendigen bestimmt ist, das Geeignete vorgekehrt habe und fernhin
vorkehren werde, um die Interessen und Ansprüche Würtembergs beim
Friedensschluß unmittelbar wahrzunehmen.“ Die ummittelbare Wahrung
der Interessen und Ansprüche Würtembergs beim Friedensschluß können wir
als Vertreter des Landes selbstrerständlicher Weise nur willkommen heißen.
Es erscheint hiebei Ihrer Kommission als selbstverständlich, daß durch diesen
Beschluß der Kammer der Standesherren die reichsverfassungsmäßige Zu-
ständigkeit des Reichscberhauptes bezüglich des Friedensschlusses in keiner
Weise habe alterirt werden wollen. Ihre Kommission nimmt daher keinen
Anstand zu beantragen: „daß die Kammer der Abgeordneten die gleiche
Erklärung zu Protokoll niederlege."
Bei der Abstimmung wurde dieser Antrag der Kommission mit großer
Mehrbeit angenommen?).
Im Anschluß an diese Berathung und Beschlußfassung wurde sodann
in derselben Sitzung der Kammer der Abgeordneten (7. Sitzung vom 29.
December 1870) mit großer Mehrheit folgende
Adresse an Se. Majestät den Konig von Würtemberg
mit großer Mehrheit beschlossen).
„Euer Majestät haben uns versammelt in einer großen Zeit und zu
einem großen Werk.
Niemals hat Deutschland einen gerechteren Kampf gekämpft, niemals
sind Deutschlands Heere so ruhmvoll geführt worden und niemals haben sie
solche Erfolge errungen, wie in diesem uns frevelhaft aufgezwungenen
Kriege.
Würtembergs Truppen haben ihren Theil an den glorreichen Kämpfen
und Siegen des Deutschen Heeres, sie haben sich würdig gezeigt des Ruhms
der Väter.
Mit freudigem Stolz folgt das Land den Thaten seiner Söhne. Wohl
ist die Freude gemischt mit herbem Schmerze, aber mit Fassung tragen ihn
die Daheimgebliebenen, denn sie wissen, daß die gefallenen und verwundeten
Krieger geblutet haben für Deitschlands Freiheit und nationale Wiedergeburt.
*%) S. 83 r. m.
“) S. 84. An der Spitze der Unterzeichner des Adreßentwurfs sicht Romer