Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

596 Baiern. Kammer der Abgeordneten. 
lagen für die entsprechende Ausbeutung der betreffenden Verkehrsinstitute 
haben wir mit dem übrigen Deutschland fortan gemein. Daß das Bundes- 
wahlgesetz sofort auch auf uns ausgedehnt wird, ist glaube ich eine selbst- 
verständliche Bestimmung, und deagleichen unser Vorbehalt bezüglich einer 
selbstständigen Verwaltung des Post= und Telegraphenwesens, selbstverständ- 
lich insofern als diese Bestimmungen hier keiner weiteren Rechtfertigung 
bedürfen. Ich komme zu einigen Bemerkungen über das Bundeskriegs- 
wesen. Meine Herren! Man hat dem Vertrage den Vorwurf gemacht, 
es seien bei Abschluß der Versailler Verhaudlungen die Rechte der Krone 
so weit als irgend thunlich gewahrt, die Rechte des Volkes aber bei Seite 
gesetzt worden. Meine Herren! Ich fühle es sehr wohl, wie viel an diesen 
Vorwürfen in Beziehung auf das Kapitel, vou dem ich eben zu sprechen 
begonnen habe, begründet ist. Allerdings sind mauche berechtigte Wünsche 
in Beziehung auf diesen Punkt beim Abschluß des Vertrages nicht berück- 
sichtigt worden. Aber, meine Herren, folgende Gründe sind es, die uns 
trotz Allem und Allem zum Abschlusse der hierauf bezüglichen Vertragsbe- 
stimmungen veranlaßt haben. Das Eine ist: wir haben uns überzeugt, 
für den Norddeutschen Bund und mehr noch auch für den durch Hessen, 
Baden und Würtemberg erweiterten Bund ist es für die nächste Zukunft 
absolut unmöglich, eine Abminderung der Militärlast zu erreichen. Wenn 
wir also keine Steigerung der Militärlast wollten, so blieb uns nur das 
Eine übrig, Nein zu sagen zu dem ganzen Vertrag und das glaubten wir 
— gedenken Sie gütigst meiner Erörterung über die geographische und 
politische Stellung Baierus — nicht thun zu dürfen; das schien uns un- 
möglich. Das Zweite ist: In einem Bunde kann nicht ein Theil in Be- 
ziehung auf die Last, die man mit Aufopferung von Gut und Blut be- 
zeichnet, besser gestellt werden als ein anderer Theil, es müssen alle Theile 
die gleiche Last auf den Schultern tragen. Es ist ein absolut unzulässiger 
Standpunkt, daß Baiern den Uebrigen gegenüber gesagt hätte: wir siud 
ein bedentender Staat, ihr muüßt freh sein, uns in eure Mitte zu bekommen, 
aber wenn es zum Zahlen und zum Tragen von Lasten kommt, dann wollen 
wir ein Privilegium. Den Standpunkt konnten wir nicht vertreten, und 
hätteu wir es versucht, so hätte es zu keinem Resultate geführt. Die 
Steigerung dieser Last, die übrigens — ich darf Ihnen das, meine Herren, 
nicht verschweigen — umsoweniger abzuwenden war alt die Stellung, die 
dieses Haus zum Militärbudget bei unseren Berathungen im Sommer ein- 
genommen hatte, unsere age außerordentlich erschwert hat, — dirse Steigerung 
der Last ist nur eine vorübergehende. Ee ist nicht davon die Rede, daß 
dem Volke das Recht genommen ist, über die Bestimmung der Militärlast 
mitzusprechen, mitzurathen und mitzubeschließen. Nein, meine Herren, im 
Gegentheile, die Bestrebungen, welsche Ihren wie ich glaube zu weit ge- 
heuden Auträgen zu Grunde liegen, diese Bestrebungen werden an einem 
andern Orte im Vereine mit den Abgeordueten des ganzen übrigen Deutschen
	        
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