——— 599
wir nicht gezwungen sind, widersinnige Ausgaben zu machen und daß bei
uns Ersparungen in thesi so gut möglich sind als in anderen Staaten des
Bundes. Und wenn man uns fragt: diese Ersparungen, wo kommen sie
bin? so sage ich ganz einfach: sie bleiben da, wo sie sind, weil bei uns der
Satz fehlt, daß das, was dats Militär weniger kostet als veranschlagt ist,
eingeliefert werden muß in die Centralkasse. Dieser Satz ist ausdrücklich
unter denen aufgeführt, welche auf Baiern keine Anwendung zu finden haben.
Es hat ein Abgeordneter gesagt, es wäre fremdes Geld, worüber wir ver-
sügen. Darauf sage ich: mit Nichten, was wir auf die Armee verwenden,
ist nicht mehr fremdes Geld als in Sachsen, Würtemberg und überall — ja
sogar nicht einmal in dem Maße fremdes Geld, wie dort, denn in unserem
Vertrage steht geschrieben, daß Baiern seiner Pflicht genügt dadurch, daß es
die Kosten seiner Armee selbst aufbringt und bestreitet. Ich bin also gar nicht
bange über die Auslegung unseres Vertrages in dieser Beziehung, wenn wir
nur erst Ersparungen haben. Darüber aber bitte ich, sich keine allzu großen
Illu-ionen zu machen. Wenn wir, wie feststeht, unseren Bundespflichten ge-
nügen müssen, so wird es sich immerhin nur um minder relevante Beträge
handeln, Millionen einzusparen wird nicht gelingen. Das Beitrittsprotokoll
zuum Versailler Vertrag habe ich bereits erwähnt und es liegt mir nur noch
eb, ron dem Artikel über die Berichtigung der Irrthümer zu sprechen.
Meine Herren! Die Verhandlung mit den übrigen Deutschen Staaten hat
preußischerseits der Staatsminister Delbrück geführt; ihn rief aber, noch
che unsere Besprechungen zum Schlusse gediehen waren, die Verpflichtung,
sich mit dem Reichstage zu beschäftigen, von Versailles ab. Seine Errellenz
der Herr Bundeskanzler übernahm es, mit uns zu transigiren. Wir kannten
mun wohl alle Bestimmungen, welche mit den übrigen Staaten vereinbart
waren, ihrem Inhalte nach, aber als wir daran gingen, die Vertragsbe-
stimmungen zu konzipiren, zeigte es sich, daß die Wortfassung der mit den
anderen Staaten abgeschlossenen Verträge in Versailles nicht zu haben war.
Nur die Gefälligkeit unserer Herren Kollegen aus Baden hat mich in die
Lage rersetzt, den Vertrag in Bezug auf die Ziff. II. annähernd vollständig
niederzuschreiben. Wir konnten uns aber doch nicht verhehlen, daß voraus-
sictlich die Fassung einzelner Artikel schließlich mit den anderen Staaten
aunders festgestellt worden sein könnte als uns bekannt gewesen. Dieser Um-
stand hat zu dem erwähnten Vorbehalte geführt, daß einer nochmaligen Re-
rision der Redaktion in Berlin die Berichtigung von Irrthümern vorbehalten
werde, und in der That, zu solchen Berichtigungen ist Anlaß vorhanden ge-
wesen. Es ist dem Haufe auch die Zusammenstellung dieser Berichtigungen
übergeben worden; sie sind nicht von Erheblichkeit und ich will das hohe
Haus nicht mit Aufzählung derselben aufhalten. Es sind dann noch zwei
Aenderungen des Wortlautes der Verfassung zu erwähnen. In dem Artikcil,
welcher von Zusammensetzung des Deutschen Parlamentes handelt, war nach
der ursprünglichen Abrede mit den süddeutschen Staaten ausgesprochen ge-