604 Baiern. Kammer der Abgeordneten.
werde das baldigst ändern. Auf der audern Seite des Haufses dagegen, der
ich angehöre, hat am 19. Juli wohl Niemand geglaubt, daß der Krieg mit
Zuthun der k. Staatsregierung eine Wendung nehmen würde, Folgen haben
würde, wie sie in dem Vertragswerke uns vorliegen. Ich glaube, meine
Herren, keck behaupten zu dürfen, daß Niemand auf dieser Seite des Hauses
es für möglich gehalten hat, daß es dahin kommen würde, daß der Krieg
die Folge haben würde, die Selbstständigkeit unseres Landes wegzuwischen,
unser Land mit Einwilligung unserer k. Staatsregierung der Mediatisirung
Preis zu geben. Im Auoschusse, der in den letzten Tagen seine Sitzungen
gehalten hat, hat man uns auch aus competentem Munde gesagt: „allerdings
habe man sich die Sache ganz anders gedacht.“ In den Ausschußsitzungen
vom 18. und 19. Juli vor. Is. hat der Vertreter der kk. Staatsregierung
erklärt, daß Baiern nur unter gewissen Voraussetzungen und nicht ohne Be-
dingung in den schweren Kampf eintreten werde. Als solche Bedingungen
wurde neben der vollen Entschädigung für die Kriegskosten, ausdrücklich be-
nannt: es müsse der Jollverein unkündbar gemacht werden und es müßten
die Allianzverträge einc authentische Interpretation bekommen; denn es zeige
sich nun allerdings, daß diese Verträge deutungsfähig seien Natürlich wurden
diese Bedingungen nicht verstanden auf Grund einer verminderten Selbtt-
ständigkeit sondem auf Grund sogar einer vermehrten Selbstständigkeit
unseres Landes. Freilich hat sich damals aus der Mitte des Ausschusses
heraus eine Stimme erhoben, dahin gehend: ja, wenn es sich jetzt darum
handelte, eine Allianz zwischen Baiern und Preußen gegen Fraukreich zu
schließen, wenn es sich jetzt darum handelte, einen freien Allianzkrieg an
der Seite Preußens zu führen, dann dürften solche Bedingungen selbstrer-
ständlich und wohl am Platze sein. Anders dürfte die Frage aber dann
stehen, wenn wir setzt easus socderis anerkennen müßten oder auerkennen
wollten; denn in diesem Falle erscheine es einfach als unsere Pflicht und
Schuldigkeit an der Seite Preußens ohne weitere Bedingung in den Krieg
einzutreten, und dann auch unter den Oberbefehle Sr. Majestät des Känizs
von Preußen wenn ich so sagen darf durch dick und dünn zu geben bis
ans Ende. Und das, meine Herren, thun wir jetzt, wir thun es, wie Sie
im Ausschußprotokolle lesen können, nach meiner Meinung von Rechtswegen.
Aber wie dem auch sei, es mußte sich uns die schwere Frage nahe legen:
woher es denn käme, welche Nöthigungen denn eingetreten seien, um die
k. Staatsregierung zu bewegen, daß sie von der in den Julitagen und ich
darf sagen noch tief in den Mooat September hinein eingenommenen Stel-
lung abgewichen ist und den Riesenschritt gethan hat von jener Stellung bis
zu dem uns vorliegenden Vertragswerke? wie es kam, daß die k. Saats-
regierung bei dem entschiedenen Gegentheile ihrer ursprünglichen Absicht ange-
kommen ist, und uns nun Verträge vorliegen, von denen ich mir noch ein-
mal zu sagen erlaube, meine Herren! ihr Inhalt und ihre unausbleiblichen
Folgen bedeuten die Mediatisirung unseres Landes? Nun, meine Her##,