Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

634 Baiern. Kammer der Abgcordneten. 
wie der Herr Kammersekretär meint, sondern wir haben ausdrücklich 
gesagt, wir haben nichts dagegen, weil sich der bairische Staat wenigstens in 
dieser Bezichung der gemeinsamen Gesetzgebung unterworfen hat, und wir 
haben nur dagegen ein Bedenken erhoben, daß das Recht der gemeinsamm 
Gesetzgebung nicht auch in Beziehung auf das Eisenbahmwesen anerkant 
worden ist. Wenn wir endlich den Passus über das Militärbudget anders 
gewünscht hätten, so haben wir das wohl motivirt und der Herr Referent 
hat unsere Motivirung nicht widerlegt. Im weiteren Verlaufe seiner Replil 
meint der Herr Kammersekretär, wir hätten die Mitglieder dieses beben 
Hauses, welche entschlossen sind, gegen die Verträge zu stimmen, verantwortich 
gemacht für den Eindruck, welchen die Nichtannahme auf den Feind machen kenmte 
und für die Verlängerung des Krieges, die dadurch entsteht. Auch hier har 
der Herr Kammersekretär zu viel aus dem Minoritätsgutachten heraus- 
gelesen. Wir haben nur gesagt, wir wollen keine Verantwortung für diese 
Verlängerung und könnten auch aus diesem Grunde uns nicht entschließen, 
gegen die Verträge zu stimmen. Uebrigens, meine Herren, wenn der Hen 
Kammersekretär glaubt, man werde sich in Frankreich damit begnügen, 
daß unsere Baiern nach wie vor im Felde stehen, und werde keine Not#z 
davon nehmen, daß hier die Verträge verworfen worden sind, so irrt er sic 
groß und kennt Frankreich nicht. Die Franzosen halten sich — wir haben 
es ja geseben — an jedem Strohhalme, der ihnen nützlich scheint und seben 
den Wald nicht, wo es sich um Dinge handelt, die ihnen nicht gefallen. Es 
mag wohl richtig sein, was der Herr Kammersekretär sagt, daß unser 
im Felde stehenden Krieger über die Einzelheiten der Verfassung, um die es 
sich handelt, nicht genau unterrichtet sind, aber, meine Herren, Eines wissen, 
wenn nicht Alles trügt, unsere Seldaten alle recht gut, sie wissen, daß die 
Preußen, Baiern, Sachsen, Würtemberger und wie die Stämme alle heißen, 
zusammen ihr Blut geopfert haben, daß sie zusammen gekämpft baben als 
treue Brüder, und es ist ihr Verlangen, daß wenn sie nach Hause kommen, 
sie auch in einem Staatswesen beisammen sind und alle Deutschen Stämme 
in einem Parlamente vereinigt sein sollen, in welches sie selbst mitwählen 
können. Meine Herren! Lassen Sie nur erst unsere Krieger aus dem Zelde 
zurückkommen, dann, denke ich, wird man sich überzeugen, nicht blos daß sie 
einen wahrhaft Deutschen Geist mitbringen, sondern daß dieser Deutsche Geist 
auch stark genug sein wird, um bald das ganze baierische Volk zu durc- 
dringen. Das, meine Herren, ist meine feste Ueberzeugung. Ueber die Bine 
an die Krone, welche der Ausschuß in seiner Majorität Ihnen neben der 
Verwerfung der Verträge vorschlägt, will ich mich heute nicht verbreiten; ich 
glaube, meine Herren, der Vorschlag wird in keiner Weise praktisch werden. 
Erlauben Sie mir aber noch ein paar Worte zum Ganzen. Der Hen 
Kammersekretär hat heute betont, seit 20 Jahren sei Schritt für Schrin 
von Seite der nationalen Partei darauf hingearbeitet worden, um den Mement 
herbeizufähren, der jetzt eingetreten ist. Meine Herren! Seit mehr als 20
	        
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