Pfretzschnet. 639
druckten Denkschrift für die Zukunft ein so bedeutendes Steigen des Bedarfs
für die Marine in Aussicht nimmt, welches sich nach der Denkschrift auf
fährlich 2,314,025 Thaler berechnen soll. Ich kann mir das nicht anders
rorstellen als daß vielleicht aus einer nicht richtigen Auffassung der Matri-
kularbeitrags-Verhältnisse der Herr Verfasser auf diese hohe Ziffer ge-
kemmen ist. Anders würde es mir wenigstens nicht erklärlich sein, warum die
Ausgaben der Bundesmarine deßwegen erorbitant steigen sollten, weil der
Zund künftighin eine größere Anzahl von Seelen und mehr Areal umfassen
wird. Mit mehr Grund hebt Herr Abgeordneter Kolb hervor, daß das
ministerielle Schreiben von dem Beitrage zur Verzinsung der älteren Bundes-
schuld abgesehen hat, und dieser nicht in Rechnung gestellt ist. Ich habe in
dem ministeriellen Schreiben ausdrücklich erwähnt, ich glaubte, daß über
diese Frage noch Auseinandersetzungen nothwendig würden und deßwegen
bätte ich dieselben nicht in Ansatz bringen zu sollen geglaubt. Wollen wir
sedoch dieselben in Ansatz bringen, so wird sich unser Antheil nach
dem dermaligen Etat vielleicht in masimo auf 130,000 fl. berechnen. Nun
mache ich aber dem gegenüber das hohe Haus darauf aufmerksam, daß die
Staatsregierung in ihrer Denfschrift auch gewisse gemeinschaftliche Bundes-
einnahmen gar nicht in Ansatz gebracht hat, woran wir, wenn wir Mit-
glieder des Bundes sind, Theil haben werden. Ich nenne darunter vor
Allem die Wechselstempelstener, dann einige weniger bedeutende gemeinschaft-
liche Bundeseinnabmen, und ich sehe ganz ab von der Vergütung, welche
nach den Verträgen für unseren diplomatischen Dienst in Aussicht gestellt
ist; aber die Wechselstempelsteuer allein beläuft sich schon so hoch, daß unser
Antheil daran in minimo auf 200,000 fl. sich berechnet, ja Herr Abgeord-
neter Kolb berechnet ihn selbst noch etwas höher. Diese von mir nicht in
Ansatz gebrachte Einnahme würde also unsern Beitrag zur Verzinsung der
Bundesschuld nicht nur vollständig ausgleichen, sondern es würde, wenn ich
sie in Ansatz gebracht hätte, sogar noch ein Saldo zu Gunsten unserer Auf-
stelung daraus resultiren. Einen weiteren Punkt, den das Promemoria be-
rübrt, bildet das Bedenken, daß das ministerielle Schreiben den Aufwand
für die außerordentlichen Bedürfnisse des Kriegs= und Marinewesens, für
die außerordentlichen Bedürfnisse sage ich, unberücksichtigt läßt, weil die-
selben vielleicht nicht vorkommen dürften, oder durch die zu hoffenden Kriegs-
entschädigungsgelder etwa würden gedeckt werden. Hier, meine Herren, steht
allerdings Ansicht gegen Ansicht; hier kann der Verfasser der Denkschrift
keinen bestimmten Beweis liefern, und ich kann auch den Gegenbeweis nicht
führen. Das ist der Natur der Sache nach eine Frage der Zukunft. Aber
daß unsere Annahme, man werde bestrebt sein, den außerordentlichen Marine-
bedarf künftighin auf eine andere Weise als durch laufende Einnahmen zu
decken, eine nicht allzugewagte ist,. das schließe ich daraus, weil, wenn auch
nicht ganz dasselbe, doch ein ziemlich ähnliches Gefühl selbst den Herrn Ab-
geordneten Kolb bei Aufstellung seiner ersten Denkschrift geleitet haben muß;
denn der Herr Abgeordnete werfen dort den ordentlichen und außer-