Völk. 663
Freiheit Deutschlands erfrieren ließ, hat man das nicht gut gemacht,
was man versündigt hatte! Wir kommen nun an deu Deutschen Bund-
Nun, hat man denn zur Zeit des Bundes das Recht gehabt, über Krieg
und Frieden zu entscheiden, hat man denn das Recht gehabt, selbst eine
eigene Kriegsführung als eine selbstständige zu halten) Nein! Auch gewisse
Legislationsrechte und gerade in Bezug auf die Presse und die Vereinsrechte
hat die Bundeslegislation in Anspruch genommen und wir haben es nur der
Unbotmäßigkeit Baierns gegen den Bund zu verdanken, daß die Bundes-
preßgesetze v. k. nicht auch bei uns eingeführt worden sind. In Baden und
anderwärts sind sie eingeführt worden. Dann kam das Jahr 1866 und
auch in diejem Jahre hat man gefunden, daß eine Selbstständigkeit, die in's
Unbegrenzte geht, daß eine solche Selbstständigkeit aufrecht zu erhalten ein
Ding der Unmöglichkeit sei. Diese Selbstständigkeit, sie kann nur dahin
führen, daß das Land ein Tummelplatz, daß es ein Ort der Intrignen
für alle Nachbaren werde, daß es hin= und hergezerrt und hin= und her-
gezogen werde zwischen den verschiedenen Kräften, welche nach ihm selbst
trachten, daß es in die Wagschale des einen oder des andern gelegt werde,
um je nachdem wieder hinausgeschleudert zu werden und um schließlich ein
Objekt zu werden für den, der es am theuersten erkaufen kann. Ich bin
heute noch der Ansicht, der ich einmal vor nahezu 3 Jahren in Berlin Aus-
druck gegeben habe, daß ich glaube, am konservativsten für das baierische Land
und für die baierische Dynastie sei Derjenige, welcher räth, daß man unter
das Schirmdach der Deutschen Nation eintrete. Dem Bundesgenossen, sagte
ich, wird sein Wort gehalten und die Ehre wird es verbieten, daß man den
Bundesgenossen vernichte; während, weun Baiern draußen steht, man
der Selbstständigkeit nur so viel Rechnung trägt, als die Selbstständigkeit
Macht hat, und welche Macht dann am allerwenigsten bei Baiern vorhanden
sein wird, wenn Sie dem Rezept des Herm Kolb folgen. (Bravo links.)
Ich will auch annehmen, ein Staat, wie der baierische, von fünfeinhalb
Millionen — er ist gewiß ein wichtiger Staat und es ist eine große Bolks-
kaft in demselben vorhanden — ein solcher Staat würde noch auf längere
zeit sich hinüberretten können in eine vielleicht ferne Zukunft, — wenn dieser
Staat homogen zusammengesetzt wäre, wenn ein Volksstamm diesen Staat
bilden würde, wenn die Anschauungen und Auffassungen dieses ganzen ge-
sammten Landes einheitlich nach derselben Richtung hingiengen. Ist das der
dall? Nein. Schon ist der Herr Referent in der Verlegenheit gar nicht
einmal zu wissen, was man mit einer Provinz, was man mit der Pfalz an-
fangen soll!? Die Pfalz scheint Denjenigen, die die Selbstständigkeit Baierns
aufrecht halten wollen, beinghe eine Last zu sein und das Erste, was die
Selbstständigkeitsmänner in dem Sinne des Majoritätsgutachtens thun müssen,
itt, daß sie eine der schönste. Provinzen weggeben, weil sie mit der
Selbstständigkeit im Lande nicht zu halten ist. Das ist ein Anfang der
Birkungen der baierischen Selbstständigkeit! Eine Provinz wegzugeben, welche