Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Bray. Greil. 669 
worden, und wird dem Einheitsstaate entgegengewirkt. Daher, meine Herren, 
rühren vielfache Anfechtungen, welche leicht vorauszusehen waren, welche aber 
#f unsern Entschluß nicht maßgebend einwirken durften. Auch die wenig- 
stens temporäre Erhöhung des Kostenaufwandes stand uns klar vor Augen; 
allein sie war nicht zu vermeiden, und am Ende, meine Herren, läßt sich 
diese grobe Angelegenheit doch auch nicht behandeln wie ein Rechenerempel. 
(Bravo.) Der Drang nach Einigung ist in Deutschland nun einmal vor- 
handen, unbeschadet der Anhänglichkeit jedes Deutschen an sein engeres 
Vaterland, ganz besonders unbeschadet unseres baierischen Bewußtseins, welches 
wir immer treu bewahren wollen. Dieser Wunsch, dieses Bedürfniß der 
Einigung ist nach dem Zerfallen des Reiches zuerst wieder erwacht in den 
Kämpfen und den Siegen der Befreiungskriege. Im Jahre 1848 hatte es 
revolutionãre Formen angenommen und deßhalb die Regierungen und die 
lonsewativen Elemente im Volke gegen sich gewaffnet. Die jetzige Bewegung, 
meine Herren, ist eine davon ganz verschiedene. Sie will nicht nur Neues 
schaffen, sie will auch Bestehendes erhalten. Die Regierungen haben sich ihr 
angeschlessen, und die Fürsten sind an ihre Spitze getreten. Wir mußten 
diesem deutschen und nationalen Gedanken Rechnung tragen, und auch dieses 
behe Haus, in allen Theilen, davon bin ich überzeugt, wird sich ihm auf 
die Dauer nicht entziehen können, nicht entziehen wollen. (Bravo.).) 
Greil “*): Meine Herren! Die Aufgabe, die mir heute gestellt ist, ist, 
ich rerkenne es nicht, eine ziemlich schwierige, nicht zwar deßhalb, weil ich 
im den Gründen, die von Seite der Herren Vorredner für die Annahme der 
Verträge aufgeführt worden sind, ein ganz besonderes Gewicht, eine ganz 
besondere Beweiskraft gefunden hätte, sondern mehr aus dem Grunde, weil 
ich duch das Auftreten von zehn Rednern, die sämmtlich einen dem meini- 
den entgegengesetzten Standpunkt eingenommen haben, in die Lage versetzt 
bin, ein Material vor mir zu haben, das zu bewältigen große Anstrengungen 
re meiner Seite kosten muß. Ich muß nämlich mehr oder minder auf die 
simmtlichen vorhergehenden Redner Rücksicht nehmen, muß mehr oder minder 
au# die Ausführungen derselben von meinem Standpunkte aus eingehen, um 
in die Sache die erforderliche Klarheit zu bringen. Auf Alles kann ich 
natürlich nicht eingehen, oder ich müßte wohl fünf bis sechs Stunden reden; 
auch gibt es Einzelnes, was übergangen werden kann, so z. B. hätte es für 
mich einen besonderen Reiz, die geschichtlichen Darstellungen meines Herrn 
Collegen, Dr. Sepp, etwas zu untersuchen, allein die Sache hätte mehr 
einen historischen Werth und weniger Bedeutung für uns in der Kammer, 
neshalb ich über diesen Punkt hinweggehen kann. Auch die Aufstellung des 
  
*!) Die nun folgenden Reden 1. im Sten. Ber selbst und zwar Hörmann S. 177, 
Grabser S. 183. 
)SESt. B. S. 157 (75. Sitzung vom 11 Jann#ar 1971.
	        
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