682 Baiern. Kammer der Abgeordneten.
Session ziemlich klar erkeunen. Dort hat ein Redner sich ausgesprechen:
„Wie wir den süddeutschen Staaten gern unsern Arm gereicht haben, so wird
niemals Jemand dem widersprechen, daß es unser heißester Wunsch ist, es
möge auch ein Ausweg gefunden werden, um unsere deutschen Biüder in
Oesterreich zum großen herrlichen Reich heranzuziehen.“ Das, meine Herren,
könnte auch noch ganz friedlich ausgelegt werden, allein andere Aeußerungen,
welche ebenfalls gemacht worden sind, denten auf etwas ganz Anderes bin.
In der 7. Sitzung hat ein Redner gesprochen: „Die Verhältnisse in Emrpa,
weit entfernt den Frieden im Schooße zu tragen, gehen vielmehr einer wach-
senden Verwickelung und einer steigenden Gluth des Kampfes entgegen.“ Und
ein anderer Redner, den ich nicht mehr citiren will, hat einen ähnlichen Aus-
spruch gethan, woraus ersichtlich ist, daß man nicht an eine friedliche Weiter-
entwickelung deukt, eine solche nicht erwartet, sondern rielmehr jetzt schen
voraus ahnt, daß die weitere Entwickelung auch wieder eine Entwickelung
mit Eisen und Blut sein werde. Nun, meine Herren, habe ich im Wesem-
lichen die Punkte besprochen, welche in den drei Tagen von jener Seite ins
Feld geführt worden sind. Nur Eines habe ich noch zu enwähnen. Die Herren
haben sich immer den Anschein gegeben, als wenn wir mit Preußen auf
dem Fuße nicht der Vertrautheit, nicht der Freundschaft, nicht des Bünd-
nisses sondern auf dem gespanntesten Fuße stünden, als ob wir
fortwährend als Feinde Preußens handelten. Sic haben immer die Sache
so dargestellt, als ob wir nichts anderes wollten, als die Feindschaft mit
Preußen, und haben uns vor dieser Feindschaft gewarnt. Ich kann mir
kaum anders erklären, warum diese eigenthümliche Auffassung stattgefunden
hat, als: weil die Gründe so wenige sind, welche wirklich für die Annahme
der Versailler Verträge sprechen könnten, so ist man dahin gekommen, sich
ein Bild vorzumalen, das in Wirklichkeit nicht eristirt, und an das man
seine Beweisführung anknüpft. Wir stehen nicht auf dem gespanntesten Juße
zu Preußen. Unser Referat sagt ausdrücklich, das Freundschaftsverhältnis
soll erhalten werden, und es soll nach Ablehnung der Verträge die k. Staus-
regierung ersucht werden, Mittel zu finden, um annehmbare Verträge mit
Preußen auf dem Freundschaftsfuße herbeizuführen, und daß solche Mittel
zu finden sind, das wissen Sie, meine Herren, aus dem, was ich Ihnen
soeben aus einem Schreiben aus Versailles vorgelesen habe. Nun, nachdem
ich diese Punkte besprochen habe, muß ich doch noch Eincs erwähnen, was
mit besonderer Betonung hervorgehoben wurde, und was auch mit einer
gewissen Kunstfertigkeit so durchgeführt worden ist, daß selbst gestern nech
ein Herr Redner diese Kunstfertigkeit zu loben sich berufen fühlte. Ich meine
jenen Einwand, der gegen uns betreffs der Militärbelastung vorgebracht
worden ist, und die Argumentation, welche Herr Dr. Völk hieran geknürft
hat. Meine Herren! die Argumentation war wirklich künstlich, die Dunc-
führung war schön, ich läugne es nicht — aber sie hat einen Fehler, und
dieser ist, daß sich meines Erachtens die Argumentation nach dem Wortlaute