Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Prauckh. 691 
Kriegsminister von PFrauckh"): Meine Herren! Ich bin vom Herrn 
Abgeordneten Greil auf die Worte hingewiesen worden, die ich die Ehre 
hatte, hier am 19. Juli zu sprechen. Ich bin der Worte wohl heute noch 
eingedenk und war ihrer der ganzen Zeit eingedenk. Ich werde noch Gele- 
genheit haben, es Ihnen zu beweisen, daß ich noch jetzt derselbe baierische 
Patriot bin, der ich damals war. Für jetzt gestatten Sie mir nur auf einige 
Auslassungen des Herrn Professor Greil zurückzukommen. Wenn es wahr 
wäre, daß wirklich eine Kundgebung der Armee mich zum Abschlusse der 
Versailler Verträge veranlaßt hätte, dann müßte ich gestehen, daß ich ebenso 
sehr den Zustand der Armee bedauern müßte als meine Schwäche. Die 
Armee, meine Herren, ich brauche Sie nicht zu versichern, thut ihre Schul- 
digkeit in der Art, wie sie von ihr verlangt wird. Jede politische Erwägung 
steht ihr ferne. Wären aber solche politische Elemente in der Armee thätig, 
dann würde sie in der That das zu leisten nicht im Stande gewesen sein, 
was sie wirklich leistet. Wenn also irgend etwas an den Verträgen bean- 
standet oder verdächtigt werden kann, wenden Sie sich an mich, nicht an die 
Armee. Diese trägt hieran keine Schuld. Es ist von Herrn Professor Greil 
die Frage aufgeworfen worden: „Wer bürgt uns dafür, wenn die Verträge 
angenommen werden, daß unser Wittelsbacher Stamm erhalten wird? Meine 
Herren! In dieser Frage liegt eine Anklage von solcher Schwere, wie sie 
noch in keiner Weise, weder in diesem Hause, noch in der Presse, noch in 
einem Privatgespräche erhoben wurde. Eine Antwort habe ich darauf: „Das 
baierische Volk, wird dafür sorgen, und das ist die sicherste Bürgschaft!“ 
Meine Herren! Die Erekution! Was ist die Exekution, wenn sie auf Baiern 
ausgedehnt werden sollte? Ganz frei sage ich meine Meinung: Das ist der 
Krieg mit Baiern, das ist die Zerreißung der Verträge — nichts Anderes 
wäre die Exekution! Es ist von Herrn Abgeordneteu Greil die Haltung 
der Minister in irgend einen Zusammenhang gebracht worden, den ich 
noch nicht verstehe, oder nicht fassen kann, mit dem Rufe Garibaldi's nach 
Neapel, als es sich um die Absetzung des Königs handelte. Ich bitte um 
Aufklärung. 
Greil: Ich habe gesagt: „In Neapel war es ein Minister, der den 
König verrathen hat, der Schuld war, daß der König verrathen wurde. 
Was dort ein Minister gethan hat, das dürfen hier nicht die Kammern in 
gleicher Weise thun, indem sie die Verträge annehmen, nach welchen der 
König abgesetzt werden kann."“ 
Kriegsminister v. Franckh: Ich habe die Bemerkung des Herrn Greil 
nach meinem Dafürhalten nicht mißverstanden; denn, meine Herren, wenn 
in Neapel der Verrath eines Ministers die Entsetzung des Königs zur Folge 
9 St. B. S. 196 t. 1. 
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