Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

692 Balern. Kammer der Abgeordneten. 
haben konnte und es bei uns die Kammern sein sollten, welche durch die 
Annahme der Verträge Verräther wären, was müßte dann Anderes voraus- 
gehen, als daß nur Verräther am Vaterlande dicse Verträge abschließen 
konnten und das wären die Minister in Versailles gewesen. Meine Herren! 
Es wird noch die Geschichte entscheiden darüber, ob diese Verträge gut sind 
oder nicht, es wird noch die Geschichte entscheiden, ob wir Verräther ge- 
wesen sind oder nicht; jetzt aber schon sage ich, — mir das Wort für später 
vorbehaltend, — daß es meine innigste und tiefste Ueberzeugung ist, daß 
das Eingehen auf diese Verträge das einzige Mittel ist, Baiern in seiner 
Gesammtheit, Baiern in seiner Geltung, Baiern in der Achtung zu erhalten, 
die es verdient. Wenn es aber anders kommen sollte, — es wird aber nicht 
anders kommen, — dann hat hierüber der Herr Professor Sepp gestern das 
Richtige ausgesprochen. Meine Herren! Die Mainli ie besteht nicht mehr, 
man mag sagen, was man will. Aber die Donaulinie würde kommen, und 
dann, meine Herren, wird dieses schöne Land Baiern, dieses starke, kräftige 
Volk, dieses Volk, welches allen Grund hat, stolz auf seine Geschichte, auf 
seine Vergangenheit zu sein, — zerrissen sein, und das Schicksal des Restes 
Baierns — das wünsche ich garnicht zu denken. (Bravo.)“) 
v. Schlör): Als ich vor einigen Tagen mich zum Worte meldete, 
konnte ich den Gang der Debatte unmäöglich voraussehen. Ich hatte mir 
vorgenommen, von diesem Platze aus, den ich seit 16 Jahren einnehme, ohne 
mich jemals an einer Debatte über die deutsche Frage betheiligt zu haben, 
gerade bei dieser Gelegenheit meine Anschanung auszusprechen, da ich mich 
in derselben Lage befinde, wie der sehr verehrte Herr Abgcordnete Dr. Ruland. 
Ich glaubte, es könnte vielleicht von Scite der hohen Versammlung mir zu- 
gestanden werden, daß ich beim Abschiede von diesem Platze Ihnen ganz kurz 
darlege den Weg, auf dem ich dazu gekommen bin, den vorliegenden Ver- 
trägen zuzustimmen; ich könnte diese Absicht nicht ausführen, ohne viel von 
dem zu wiederholen, was in den letzten drei Tagen in diesem Saale ge- 
sprochen worden ist; ja ich könnte vielleicht nur in weniger geeigneter Weise 
die Gründe darstellen, welche aus beredterem Munde für die Annahme dieser 
Verträge in diesem Hause bereits geltend gemacht worden sind; und ich würde 
deswegen auf das Wort verzichtet haben, wenn nicht der sehr geebrte Herr 
Vorredner gewissermaßen mich moralisch gezwungen hätte, den einmal mir 
errungenen Platz in der Reihe der Redner zu behaupten. Es wird natürlich 
nicht möglich sein, dem geehrten Herrn durchweg zu folgen, indem er weniger 
vom allgemeinen Gesichtspunkte aus die vorliegende Frage besprochen hat, als 
vielmehr einzelne Aeußerungen zum Gegenstande der Kritik machte, die er 
geübt hat an den Verträgen und an der Art ihrer Vertheidigung. Ich bitte 
*) Folgt Gerstner S. 197 r. u. 
) St. B. S. 198 r. u.
	        
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