Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Stauffenberg. 737 
Rede eben so genan, wie sie in dem stenographischen Berichte steht. Es 
heißt da: „Parmi les discours prononcés: à la seconde Chambre de 
Barière pur les orateurs de Topposition, dans la discussion des erd- 
dits wilitaires, un des plus remarqunbles a 6té celui de M. Kolb.- 
Ich führe diese Thatsache nur zum Beweise dessen an, wie vorsichtig man 
in diesen Dingen sein muß, und wie ein Beschluß dieses hohen Hauses auch 
auf die Fortsetzung des Kriegs, auf die Ermuthigung des Feindes wirken 
lann. Ich würde es nicht über mich bringen, irgend einem Mitgliede dieses 
Haufes auch nur den indirekten Vorwurf zu machen, daß es dies gewollt 
babe, aber daßs es dura) die Thatsache geschieht, das scheint mir unwider- 
srrechlich. Herr v. Hörmann hat in seiner Rede sehr richtig bemerkt: 
Lassen Sie Baiern aus dem Deutschen Reiche, lassen Sie Baiern zwischen 
Preußen und Oesterreich, so wird es nicht ein Verbindungeglied zwischen 
diesen beiden Staaten werden, sondern es wird der Tummelylatz auf der 
einen Seite der preußischen, auf der andern Seite der österreichischen Intri- 
guen sein, und das scheint mir ganz zweifellos: es wird die ständige latente 
Kriegsursache werden, die wir ins alte Emopa hineinsetzenl, und wenn Sie 
sagen, daß Baiern zwischen diesen beiden Staaten seinc precäre Existenz 
fristen kann, so kann ich nicht annehmen, daß Jemand in diesem Hause das 
für möglich halten würde. Baiern würde im Frieden zwischen diesen beiden 
Staten zerrieben werden, wie ich dieses Papier zerreibe, und es würde im 
Kriege zwischen den wuchtigen Mächten, wenn diese aufeinanderplatzen, einfach 
zermalmt werden. (Bravo!) Ich kann nicht die Garantie dafür übernehmen, 
wenn Baiern in den Bund eintritt, daß wir dem goldnen Zeitalter entgegen- 
gehen, daß wir einen ewigen Frieden haben, aber das glaube ich mit 
Sicherheit sagen zu können, daß die Interessen nicht nur, sondern auch der 
Wille der Deutschen Nation einem derartigen friedlichen Zustande mit aller 
Macht entgegenstrebt. Man hat soviel von der chatwinistischen Gesinnung 
der Deutschen Nation gesprochen, daß vielleicht auch in dieser Beziehung ein 
Wort der Entgegnung nothwendig ist. Wenn ich aufrichtig sein darf, so sage 
ich: Wenn der Rrieg, den wir jetzt führen, nach der Schlacht bei Sedan 
sein Ende genommen hätte, wenn der Krieg wirklich nichts anderes gewesen 
wäre, als ein sogenannter militärischer Spaziergang nach Frankreich, von dem 
man oft gesprochen hat, so gestehe ich Ihnen, ich würde die Befürchtung 
gehabt haben, daß in Deutschland jener Geist aufgekommen wäre und dast 
wenn jener Geist in den oberen Regionen geherrscht hätte, die Nation ihm 
nicht den gehörigen Widerstand entgegengesetzt hätte; allein, wer nach den 
Ergebnissen dieses Krieges, nach der Wendung, die dieser Krieg genommen 
bat, jetzt noch eine chaurinistische Lust am Kriege an und für sich hat, um 
den Preis einer Gloire, wie es Frankreich gethan, um den Preis des bloßen 
Ruhms der Deutschen Nation jetzt einen neuen Krieg auf den Hals laden 
würde: der würde in meinen und ich kann sagen in den Augen des ganzen 
Deuschen Volks ein Verbrecher an der ganzen Deutschen Nation. Die 
Raterialien Il. 47
	        
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