750 Baiern. Kammer der Abgeordneten.
nur noch den reellen Werth. Man hatte früher beide Werthe: den reellen
und sogenannten officiellen amtlich nebeneinander gestellt. Ich habe sodaun
von Verminderung der Consumtion in England nach dem Kriege geredet.
Man hat mir entgegengehalten, daß verschiedene der bezeichneten Artikel durch
höhere Abgaben vertheuert worden seien. Das ist richtig. Die Erscheinung
hat sich aber bei allen Lebensbedürfnissen, soweit sie nicht zu den unentbehr-
lichen wie Brod gehören, wiederholt; bei allen Consumtionsartikeln hat
man gesehen, daß eine auf lange Zeit hinaus fortdauernde Verminderung
der Consumtion eintrat. Das war die Folge des Krieges, und daß diese
Folge auch anderwärts eintreten wird — leider eintreten wird — darüber
bin ich so ziemlich außer Zweifel. Hinsichtlich der alten Bundesschuld in
Norddeutschland kann ein solches Mißverständniß, wie es der Herr Baron
Stauffenberg angegeben hat, mir nicht imputirt werden. Ich habe ganz
ausdrücklich — belieben Sie nachzusehen Seite 94 — angegeben, um welchen
Betrag es sich für die Gesammtheit des Bundes handelt. Es ist dort an-
gefübrt, daß in dem Budget für 1871 ein Aufwand von 612,000 Thalern
hiefür postulirt sei. Ich habe den betreffenden Antheil in meine Rechnung
nicht aufgenommen, weil ich zweifelte, ob Baiern mit einer Betheiligung
belastet werde. Nach den Erklärungen aber, die im Ausschusse gegeben wur-
den, unterliegt es keinem Zweifel, daß wir daran theilzunehmen haben.
Frhr. v. Stauffenberg: Meine Herren! Nur sehr wenige Worte zur
faktischen Berichtigung. Herr Kolb wird mir zugestehen, daß ich auch nicht
mit einem Worte den leisesten Verdacht ausgesprochen, als ob dieser be-
treffende Artikel von ihm in die Independance gebracht worden sei. Ich habe
lediglich auf die Thatsache hingewiesen. Was die Ziffernbemängelung be-
trifft, bezüglich deren Herr Kolb geantwortet hat, so habe ich auch mit keinem
Worte behauptet, daß das gewissermaßen erfundene Zahlen seien zu dem
Zwecke, um setzt Beliebiges zu beweisen, sondern ich kann Herrn Kolb die
Versicherung geben, ich habe sogar vermuthet, daß diese Ziffern dem „Economist“
des Jahres 1859 entnommen sind. Allein die Quelle war hier nicht ange-
geben, ich konnte es daher nicht verifiziren, ich konnte nur konstatiren, daß
mit meinen Quellen die Ziffern nicht übereinstimmen. Was aber die
Frage betrifft, ob die Ausfuhr ans England damals gesunken ist, so wird
mir Herr Kolb erlauben nochmals zu behaupten: es ist nicht der Geldwerth
des Augenblicks, der entscheidet über die Größe der Aunsfuhr, sondern die
Quantität. Wenn z. B. in dem einen Jahre 600,000, in dem andern
800,000 Ton. Eisen ausgeführt werden, so sind in dem letzten Jahre eben mehr
ausgeführt worden, wenn diese Ausfuhr auch damals geringeren Geldwerth
hatte. Und weil wir gerade beim Eisen sind, möchte ich die Frage des
Geldwerthes mit einem einzigen Falle erweisen. Nämlich das Fallen des
Preises vom Jahre 1819 bis 1823 in Folge des Steigens des Geldwerthes
war so stark, daß die Tonne Eisen von 12 Pfd. Sterl. 10 Schill. auf 8 Pfd.