Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

784 Baiern. Kammer der Abgeordneten. 
ken: für's Erste, daß im Norddeutschen Bunde seit der Geltung dieser ge- 
setzlichen Bestimmung kein außerordentlicher Credit bewilligt wurde; daß 
der preußische Kriegsminister oder der norddeutsche Kriegsminister mit diesem 
Pauschale alle Ausgaben decken und gleichwohl die Armee auf kompletem 
Stande erhalten mußte, mochte er sich noch so schwer thun. Ich glaube, ich 
kann mit Bestimmtheit versicherm, daß noch keine außerordentliche Bewilligung 
stattgefunden hat. Gleichwohl ist es denkbar, daß außerordentliche Credite 
verlangt werden müssen, z. B. wenn wir in die Lage kämen, in der wir 
Gottlob nicht mehr sind, die ganze Armee mit einer neuen Bewaffnung ver- 
sehen zu müssen. Eine solche neue Bewaffnung kömmt, wie Sie wissen, für 
Baiern auf rund 5 Millionen, und müßte man die Nothwendigkeit einer 
solchen neuen Ausrüstung anerkennen, so müßte man einen außerordentlichen 
Credit bewilligen, denn man könnte dem Ariegsminister nicht zumuthen, diese 
Kosten innerhalb des Ordinariums zu bestreiten. Es hat der Herr Akbg. 
Greil einen praktischen Fall ähnlicher Art aus Hessen angeführt. Das kann 
aber deshalb für die Ablehnung der Verträge nicht durchschlagend sein, weil 
ja die Verfassung dafür bürgt, daß niemals eine derartige Forderung über 
den ordentlichen Etat an Sie gelangen kann, welche nicht Sie zu bewilligen 
oder abzulehnen das Recht hätten. Ich muß ferner noch auf andere Rosten 
kommen, denen wir uns wohl nicht entschlagen konnen. Es sind die Kosteu 
für die Bundesverwaltung, künftighin für die Reichsverwaltung, woran wir 
Theil zu nehmen haben; es sind ferner die Kosten, welche wir zu tragen 
haben für die deutsche Marine. Ich glaube, diese beiden Leistungen sprechen 
ganz für sich selbst. Sind wir Bundesmitglieder, so ist nicht mehr als 
natürlich, daß wir auch unsern Antheil an der Bundesverwaltung, nachdem 
wir ja auch mit ausüben und mit thätig sind, tragen. Von der Marine, 
meine Herren, genießen wir alle jene Vortheile, welche eine Deutsche Marine 
seinerzeit bieten wird; folglich ist es vollständige Conseguenz, daß wir uns 
auch der uns treffenden Geldleistungen nicht weigern. Die Bundesfestungen 
endlich! Ja, meine Herren, glauben Sie nur das nicht, daß jetzt der Deutsche 
Bund jedes Jahr eine neue Festung baut. Auch dieses Verhältniß ist um 
kein Haar anders, als jenes im früheren Deutschen Bunde. Die Festungen 
Ulm und Rastatt sind vollständig in derselben Weise gebaut, wie jetzt vor- 
gesehen ist, nämlich durch Matrikularbeiträge der Bundesstaaten. Es handelt 
sich jedoch um solche Gestungen, welche im Interesse des Bundes nothwendig 
sind, für die Gesammtvertheidigung absolut bestehen müssen, deren Vortheil 
und Nutzen auch uns zu Theil wird, weshalb auch wir, gleich wie jeder 
andere Bundeestaat, zu den Kosten beitragen müssen. Glauben Sie ja nicht, 
meine Herren, daß diese Bestimmung irgend ctwas Auderes ist, als was 
schon bestanden hat, und daß man ihr eine größere Tragweite geben wird. 
Aber nun die ganze Frage der Mehrleistung zusammengefaßt — man mag sie 
bedauern, und ich bedauere sie auch — aber Einen Gesichtspunkt bitte ich nicht 
aus dem Auge zu verlieren: Sind wir Mitglieder dieses Bundes, dann
	        
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