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dann mit uns stehe, und da kam ich zu folgender Betrachtung. Gesetzt den
Fall, Sie lehnen heute ab. Die Regierung hält es für ihre Pflicht, in
dieser so hochwichtigen und entscheidenden Sache an das Volk zu appelliren,
d. h. die Regierung Sr. Majestät wird die Kammer auflösen, wir werden
neue Wahlen haben, und nach einem Zeitraum von vielleicht sechs Wochen
werden wir Minister hier einem neuen Hause gegenüberstehen. Die Verträge
werden unverändert wieder zur Vorlage gebracht, und es sind dann zweierlei
Möglichkeiten gegeben: Entweder das Haus lehnt wieder ab, oder es nimmt
die Verträge an. In dem letzteren, nach meinem Dafürhalten günstigeren
Falle wird nach Verlauf von zwei Monaten dasjenige geschehen, was mit
Erfolg jetzt geschehen sollte. Es wird eine Zeit verloren sein, die unwieder-
bringlich verloren bleibt; namentlich wenn inzwischen der Reichstag vielleicht
Beschlüsse von immenser Tragweite gefaßt haben wird, an denen wir nicht be-
theiligt waren. Die zweite Möglichkeit ist, die Verträge werden wiederholt
abgelehnt. Ich kann allerdings nicht mit Sicherheit sagen, was dann sein
wird; aber ich glaube, daß das jetzige Ministerium abtreten wird. Das
Ministerium wird aus jener Seite gebildet werden, welche das Maß gegeben
hat, welche die Verträge verworfen hat. Was wird dieses Ministerium thun,
meine Herren? Angenommen, es nimmt den Vorschlag unseres verehrten
Majoritätsreferenten an: Sie suchen eine andere Vereinba#ung. Sie
werden also bis dahin nicht mehr nach Versailles, sondern wahrscheinlich nach
Berlin gehen. Man wird Sie unzweifelhaft dort mit jener Achtung em-
pfangen, wie es dem baierischen Volke und Lande gebührt, man wird Sie
willkommen heißen. Wenn ich den Ansschußantrag recht verstehe, so wird
Ihr erstes Verlangen sein: wir wollen ein nationales Bündniß, mit andern
Worten, wir wollen ein Verfassungsbündniß. Da wird man Ihnen die
Antwort geben: das thut uns sehr leid, jetzt ist es zu spät dafür! Sie
können eintreten, sehr gerne, aber so, wie wir uns jetzt constituirt haben,
ctwas anderes sind wir nicht im Stande durch unsere Gesetzgebungsfak-
toren überhaupt praktisch werden zu lassen. Die Folge wird sein, daß auch
Sie jenes Stadium durchmachen, das wir durchgemacht haben, Sie werden
nämlich zu einer internationalen Verständigung kommen. Sie werden von
dieser Verständigung, wenn Sie sie zu Stande gebracht haben, hier Vorlage
machen. Habe ich Unrecht, wenn ich annehme, daß diese internationale Ver-
ständigung absolut verworfen werdeu wird, hier (auf die linke Seite weisend)
ganz gewiß, hier, hier (auf die rechte Seite weisend) sehr wahrscheinlich.
Dort ganz gewiß, weil es von jeher die Absicht jener Seite des Hauses war,
zu einem verfassungsmäßigen Bundesverhältniß zu gelangen; auf der rechten
Seite, weil das internationale Bündniß dieselben Kosten enthalten wird, die
das verfassungsmäßige Bündniß enthält, über das kommen Sie nun und
nimmer hinweg, das kann ich mit voller Bestimmtheit sagen. Nun wird
das Ministerium, von dem ich spreche, in derselben Lage sein, wie das jetzige,
es wird sagen: jetzt können wir nicht mehr bleiben. Dann kann es viel-
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