Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

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gesagt habe, wirklich so verstanden werden könnte, wie es mir scheint daß es 
der Herr Abgeordnete Greil verstanden hat, dann wäre ich im Herzen tief 
betrübt, denn dann müßte ich mich anklagen eines schnöden Undankes gegen 
die Consuln, die dem Lande Baiern die wesentlichsten Dienste geleistet haben, 
ich müßte mich anklagen eines schnöden Undankes gegen diejenigen Consuln, 
die noch in der letzten Krisis und während des Krieges dem Vaterlande die 
ausgiebigste Hülfe geleistet. Meine Herren, ich habe aber etwas Aehnliches 
weder gesagt, noch sagen wollen. Ich weise Sie darauf hin, daß ich nur 
von einem Consul in einem überseeischen Hafen gesprochen habe somit alle 
underen Consuln gar nicht gemeint haben kann, daß ich somit gar nicht habe 
aussprechen können, es hätten auch die Consuln an anderen Orten als an 
überseeischen Häfen dem Vaterlande nichts geleistet. Ich habe auch 
nicht gesagt, daß kein Consul in einem überseeischen Hafen wesentliche Dinge 
gelcistet hätte. Um was es mir zu thun war, das ist eine Gegenüberstellung 
der äußersten Gegensätze, die in Beziehung auf das Consulatswesen denkbar sind 
und vorkommen, (denn das was ich in der ersten Kammer gesagt habe, ist vorge- 
kommen, wenn man auch deshalb gar keine Berechtigung hat dem Consulatwesen 
überhaupt einen Vorwurf zu machen). Damit erledigt sich aber meines Erach- 
tens auch vollständig der Ausruf, wozu es noch eines Postulates von 10,000 fl. 
für das Consulatswesen bedurft habe. Ja, meine Herren, wenn wir nicht 
in den Bund treten würden, so würden wir dieses Postulates allerdings und 
dringend bedürfen, weil wir unsern Staatsangehörigen wenigstens die Hülfe 
sichern müßten, die das Consulatswesen bisher in Baiern geleistet hat, wenn 
wir auch nicht im Stande wären, jene mächtigere Hülfe zu leisten, welche 
die Consuln mit der Kanonensprache zu leisten im Stande sind. — Meine 
bistorische Bemerkung bei der Vorlage der Verträge wurde in Betrracht ge- 
zegen. Der Herr Geschichtsprofessor Greil hat es nicht unterlassen können 
mir einen Bock anzustreichen. Ich gönne ihm dieses Vergnügen von Herzen, 
sage aber, daß mir die Sache, über die wir verhandeln, viel zu ernst ist als 
daß ich noch einmal auf solche untergeordnete Dinge des Näheren einzugehen 
rermöchte. Es genügt mir, daß der Gedanke, den ich aussprechen wollte, 
daß uns nämlich unsere ganze historische Vergangenheit auf Deutschland hin- 
weist, trotz dieser Rüge begründet war. Ich babe bei der Vorlage der Ver- 
täge von einer Zwangslage gesprochen. Ich komme nicht im Einzelnen 
darauf zurück, diesen Ausspruch zu motiviren. Ich will nur einzelne Punkte, 
die besonders in Betracht kommen, näher betonen. Ich spreche hiebei zuerst 
vom Zollverein und behaupte wiederholt, was ich bei der Vorlage der 
Verträge sagte: weil wir des Zollvereines nicht gerathen konnen, und weil 
der Zollverein, unter welchem unsere ganze dermalige wirthschaftliche Existenz 
verstehe, in Gefahr kommt, so ist mindestens und spätestens die Zeit des 
AWlaufes der Zollvereinsverträge diejenige, in welcher wir in den Bund ein- 
reten müfsen. Meine Herren, ich wiederhole diese Bemerkung selbst mit dem 
„mindeftens und spätestens“, denn das, was bereits von einem Herrn Abge ord- 
neten gesagt worden ist, daß wir auch für die Zeit vor dem Jahre 1877
	        
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