Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

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Baden durch Fernhaltung der Kündigung des Zollvereins zu schonen, kann 
jetzt im Ernste Niemand mehr sprechen. Dann wäre nur ein Gebiet in einer 
bittern Lage und das ist unsere Pfalz. Man hat auch gesagt aus politischen 
Gründen könne der Jollverein nicht gekündet werden. Man hat sich wieder 
auf die Aeußerung eines Mannes berufen, der da sagt, Jollverein und Allianz= 
verträge hängen zusammen. Ja aber die Sache verhält sich umgekehrt. Als 
man diese Aeußerung machte, hieß es: wenn ihr den Zollverein wollt, müßt 
ihr die Allianzverträge hinzunehmen und wenn ihr die Allianzverträge nicht 
wollt, bekommt ihr den Zollverein nicht! Der Herr Abgeordnete Kolb hat 
gesagt, aus politischen Gründen schon könne Preußen Baiern nicht loslassen, 
nachdem Baiern jetzt ihm mit seinem ganzen Gewichte zur Seite steht, und 
Preußen auch in der Folge noch in eine solche Lage kommen könnte, in welcher 
es Baierns werthvolle Hilfe nicht entbehren kann. Meine Herren! Das wäre 
wohl begründet, wenn es sich um eine Trennung auf ewige Zeiten handelte; 
aber an eine wirthschaftliche und politische Trennung auf ewige Zeiten, 
glaube ich, denkt Preußen nicht, wenn es mit einer Kündigung des Zollver- 
eines Ernst macht, wohl aber an eine Kündigung bis dahm, daß wir mürbe 
und klug geworden sind. Es ist vielfach von einem andern Thatumstande, 
die Rede gewesen, der uns in eine Nothlage versetzt habe, das ist der Vor- 
gang der andern Staaten in Bezug auf die Bildung des Deutschen Reiches. 
Nachdem die Angelegenheiten einmal in's Rollen gebracht waren, in's Rollen 
gebracht werden mußten, — wie gesagt, meine Herren, weil, wenn wir es nicht 
gethan hätten, es eben die anderen gethan haben würden, — stand soviel fest, 
daß die übrigen Staaten nicht mehr eingehalten haben würden mit Ab- 
schließung der Verträge. Ich weiß nicht, ob die Aeußerung des Hernn 
Referenten, daß wenn Würtemberg sich keine Selbstständigkeit mehr zu- 
traue, es sich eben aufgeben möge, — dort einen großen Eindruck machen wird; 
ich glaube es aufrichtig gesagt nicht. Ich glaube, daß man dort richtig ge- 
handelt und gerade seine Eristenz gesichert zu haben glaubt. Aber ich meine, 
meine Herren, wir sollten den Nachbarn und namentlich die Nachbarn im 
Vereine nicht so unterschätzen, wie dies meiner Empfindung nach in der 
Aeußerung des Herrn Referenten, von der ich eben gesprochen, der Fall 
gewesen ist. Ich meine, wir sollten Baiern nicht so überheben, daß wir 
sagen: wir bedürfen der Genieinschaft mit den übrigen deutschen Stämmen 
nicht, sie mögen sich aufgeben, wir stehen auf eigenen Füßen. O meine 
Herren, wir haben das Gewicht Baierns bei den Verhandlungen sehr boch 
angeschlagen, viel höher als es unsern Mitcontrahenten lieb gewesen ist, viel 
höher als zuläßig war um unter allen Umständen freundlichen Blicken zu be- 
gegnen. Aber so hoch haben wir das Gewicht Baierns nicht angeschlagen, 
daß wir geglaubt hätten ohne die deutschen Brüder auch fortan leben zu 
können. Meine Herren! Wenn wir von einer eigenen, gänzlich abgeschlos- 
senen Existenz reden, so kann ich nicht umhin, noch einen Blick auf die 
neutralen Staaten zu werfen und dabei zunächst das uns freundliche Belgien
	        
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