Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Bray. 827 
bei weitem größten Mehrzahl aller intelligenten und urtheilsfähigen Männer, 
und das ist ein großer Trost für und. Ich rede dabei nicht von den deutschen 
Brüdern in den andern deutschen Ländern, die ungeduldig harren, ob wir 
in ihre offenen Arme eilen; ich rede nicht von den deutschen Brüdern über 
den fernen Mecren, die bei dem Unheil, das uns drobte, in tausend und 
aber tausend Anlässen ihre innige Theilnahme am Loose des Vaterlandes 
dekumentirt haben; ich spreche nicht von den Feinden, von denen wir lernen 
sollen, und deren Spannung uns bestätiget, daß das Richtige für uns die 
Einigung Deutschlands und der Anschluß Baierns an das Reich ist; ich 
nde nicht von dem Zeugnisse, das in der Erwartung aller Nationen liegt, 
die da harren, ob ein einiges mächtiges Deutschland werden wird; nein, ich 
mde nur von den zunächst Betheiligten, und komme wieder darauf zurück: 
„Es ist die größte Mehrzahl des Hauses, es ist das Votum der ersten 
Kammer, es ist die Uebereinstimmung mit der Krone, die uns tröstet.“ 
Noch einen Trost haben wir: Auch manche Reden, die gegen die Verträge 
gehalten worden sind, sind ein wahrer Herzenstrost für uns. Meine Herren, 
das beruhigt und stärkt, wenn man mit der bangen Sorge, ob man das 
Rechte getroffen hat, hier vor diesen Areopag tritt, und wenn es solcher 
Mittel bedarf, um dem Volke die Annahme der Verträge zu verleiden! 
(Bmrot) Und welchen Trost, meine Herren, welchen Trost haben Sie Cur 
rechten Seite des Hauses gewendet)? Einen Trost, den wir nicht hoch genug 
schätzen können, Sie haben das Bewußtsein für sich, das gebe ich zu, das 
Rechte gewollt zu haben! Aber die Freudigkeit der Ueberzeugung wird nach- 
lassen mit dem Wachsen des Beweises, daß diese Ueberzeugung doch nicht die 
richtige gewesen ist. Wahrlich ungehcuer ist die Verantwortung, die den 
Einen trifft, durch dessen Stimme etwa die Verträge verworfen werden! 
Bei dem wahrhaftigen Gotte! Ich möchte dieser Einzige nicht sein! (Bravol) 
Und wer ist der Eine? Jeder von Ihnen, der Nein sagt. Denn jeder 
muß sich sagen, hätte er sein Votum anders abgegeben, so wärc das Unheil 
von dem Vaterlande ferne geblieben. Das, meine Herren, halten Sie sich 
vor Augen, wenn der Herr Präsident Sie aufruft, Ihr Votum abzugeben! 
(Brarol) 
Minister Graf v. Bray-Steinburg:’) Meine Herren! Ich habe den aus- 
führlichen Vorträgen meiner beiden Herren Collegen nichts mehr beizufügen, 
und verzichte darauf, die vorliegende Angelegenhcit nach langer Arbeit in 
diesem Hause nochmalo zu besprechen. Diese Frage ist behandelt worden in 
einer Reihe von Sitzungen mit aller Schärfe des Verstandes, mit aller 
Wärme des Gefühles. Es sind der Worte sctzt genug. An Sie tritt jetzt 
die Pflicht heran, mit einer That vorzugehen, mit der That der Abstimmung 
und der Entscheidung. Möge der Geist der Wahlheit, der Geist des echten 
  
*") St. B. S. 373 l. u.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.