848 Balern. Kammer der Reichsräthe.
gar nicht, daß Sie der Vertrauensseligkeit sich hingeben, von der Sie sehen,
daß sie mich bis zu einem gewissen Grade erfüllt. Nein! Man wird uns
den Malzaufschlag nicht nehmen bis — ihn Baiern nicht selbst aufgiebt, dafür
hat der Vertrag gesorgt! Endlich sagt man: wir müssen eine ganz unüber-
sehbare Masse von Gesetzen übernehmen. Num, meine Hohen Herren, wir
werden prüfen, ob und wie weit uns die Gesetze tangen und bei dem Spruche,
den der Reichstag zu fällen hat darüber, ob die Gesetze, die gegeben worden
sind, bei uns eingeführt werden sollen, werden wir mitsprechen und ich bin
fest überzeugt ein sehr gewichtiges und ernstes Wort mitsprechen. Aber,
meine Hohen Herren, setzen Sie den Fall, daß der Reichstag in dem Drange
nach Unifiziung sagt, man muß in Baiern auch diese Gesetze alle über-
nehmen, — dann, meine Hohen Herren, erkläre ich meinestheils, dann ist es
auch kein Unglück; denn soweit ich die Gesetze kenne — und es war meine
Pflicht, sie näher zu besehen — wird es für Baiern kein Unglück sein, wenn
wir dieselben auch bei uns in Wirksamkeit treten sehen. Der Herr Reichs-
rath, gegen den ich mich gewendet, sagt, es sei doch zu beklagen, daß die
Einheit, nach der wir uns sehnen, die das Ideal unserer Ingend gewesen
ist, sich eigentlich nur verkörpere in einer großen Armee. Nun, meine Hohen
Herren, auch diese Auffassung vermag ich nicht zu theilen. Die große Armee
wird ein Mittel sein, — ein wirksames Mittel, die deutsche Einheit, von der
wir in der Jugend geschwärmt haben, praktisch und wirksam werden zu lassen.
Sie wird aber nicht das Wesen jener Einheit sein. Das Wesen der Einheit
wird sein, daß die deutsche Nation nach Außen im Kriege und im Frieden
mächtig und gewaltig dasteht, wie Ein Mann! Und daß das so wird,
dafür ist mir die Oualität des deutschen Volkes Bürge, sowie dafür daß sich
das nöthige Maß von Freiheit entwickelt; — wenn sich nur nicht ein Maß
von Freiheit entwickclt, das über das Bedürfniß des mehr gedachten Herrn
Vorredners hinausgeht!
Staatsminister des Königlichen Hauses und des Aeußern Graf v. Bray-
Steinburg:’') Meine Hohen Herren! Der Gegenstand, der uns vorliegt, ist
so vielfach erörtert worden und hat inebesondere in einer so eingehenden aus-
gezeichneten Weise durch das Referat seine Beurtheilung erfahren, daß ich
nur wenig mehr hinzuzusetzen und namentlich in historischer Hinsicht kaum
mehr irgend eine Bemerkung zu machen habe. Ich will nur bemerken, daß
wenn in neuerer Zeit von einem Weiteren Bunde die Rede war, dieser Ge-
danke uns auch schon früher vorgeschwebt hat, daß es sogar der erste war,
der zur Sprache kam, und daß, als die Besprechungen mit dem Hermn Staats-
minister v. Delbrück hier stattfanden, dieser Gedanke es war, welchem wir
mes zugewendet hatten. Erst später in Versailles zeigte sich, daß der schwer-
fällige Mechanismus eines solchen doppelten Bundes nicht anwendbar und
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