284 Ulrich Stutz.
Bald: nimmt Rom und das überhaupt ordnungschristliche Abendland diese Entwicklung auf,
um sie durch ausgiebige Ubertragung auf das Rechtsgebiet zu beschleunigen und zu verstärlen.
Denn auch hier lassen sich innere Schwierigkeiten wie die nicht mehr zeitgemäße Strenge der
Gemeinde gegen die in der Versfolgung Abgefallenen 2 nur überwinden, indem eine Hand,
die Milde mit Stärke zu paaren vermag, die Zügel ergreift (römische Bischöse Caligt 217—222
und Comelius 251—253 und wie dieser Cyprian von Karthago).
Hinschius, Kr. IV 5 243; Sohm, Kr. I 19, 20; de Genouillac, L'Eglise.
chrétienne au temps de Saint- Ignace d Antioche, 1907; Dö klin ger, Hippolytus und Kallistus,
1853; O. Ritschl, Cyprian von Karthago und die Verfassung der Kirche, 1885; Poschman jn
Die Sichtbarkeit der Kirche nach der Lehre des hl. Cyprian, Forsch. z. christl. Lit.= u. Dogmengesch
VIII, 1908; Koch, Cyprian und der römische Primat, 1910; Knetrer) Cyprian un die
römische Kirche, Z. f. k. Th. XXXV, 1911; Ernst, Cyprian und das Papsttum, Kath. XCI,
1911; Koch, Die Büßerentlassung in der alten abendländischen Kirche, Th. Q. LXXXII, 1900
(dazu d’Ales, R. h. e. VII, 1906); Harnack, Drolegomena zu seiner Ausgabe der Didache
(&2), Schwartz, Über den Tod der öhne Zebedäi, Abh. d. Gött. Ges. d. Wiss. phil.-hist. Kl., 1904.
Noch behauptet sich, z. B. bei der Handhabung der Zuchtgewalt und der Bestellung der
lirchlichen Beamten, geraume Zeit die Mitwirkung der Gesamtheit, die ja auch weiterhin den
Bischof zu wählen hat, obschon nunmehr der Gedanke der apostolischen Nachsolge und der sich
anbahnende Eintritt der Gesamtkirche in das Rechtsgebiet (unten § 6) die Mitwirkung von
Nachbarbischöfen (Weihe, Bestätigung) erfordert. Noch beschränkt auch das Presbyterium,
das während der Erledigung des Stuhls (cathedra um 250 bei Cyprian) die Leitung hat s, den
Bischof in wichtigen Angelegenheiten der Kirchenregieuung. Aber im 3. Jahrhundert wird
der Epislopat als Richter, Lehrer und Heilsmittler (Cyprian: vicarius Christi, Dei) immer mehr
zum gottgesetzten Herrscher ", so daß rechtlich (bischöfliche litterae communicatoriae für jeden
Umsiedelnden!) und dogmatisch (Cyprian: episcopum esse in ecclesia et ecclesiam in episcopo).
vom Zusammenhang mit dem Bischof die Zugehörigleit zur Kirche abhängt (Cyprian: qui cum-
episcopo non sit, in ecclesia non esse): die Kirche ist nur Bischofskirche.
Lit. zu §K 3 und Sohm, Kr. 1 K 13—26; Weingarten, Die Umwandlung der ur-
sprünglichen christlichen Gemeindeorganisation zur katholischen Kirche, S. Z. XLTV, 1881; R
ville, Les origines de I’éSpiscopat, 1895 (B. é6. h. é.)) Douais in den Môlanges für Msgr. de.
Cabrieres, 1899; Michiels, F'origine de Tepiscopat, 1900; v. Dunin-Borkowski,
Die neueren Forschungen über die Anfänge des Episkopats, St. M.-L., 1900, Methodologische
Vorfragen zur urchristlichen Verfassungsgeschichte, Z. f. k. Th. XXVIII, 1904, XXIX, 1905;
Ruibing, De jongste hypothesen over het ontstan van het episcopat. 1900; Mer t ens,
De hierarchie in de eerste eeuw des christendoms, 1908; Ermoni, Les origines historiques de-
T’ épiscopat monarchique, R. d. h. LXVIII, 1900; Fu nk, Die vischofswahi, in seinen Kg.
A. I; Hinschius, Kr. II 3 117.
§ 5. Klerus und Laien.
Unter dem Bischof (schon nach den Ignatianen) stehen (auch in den Gegenkirchen der
Marcioniten, Montanisten und Novatianer) Priester und Dialonen, von denen die Priester
(um 250 in Rom 460), einzeln ganz abhängig, erst in der Folgezeit als bischöfliche Bevollmächtigte
für die Seelsorge (Eucharistie, Taufe) wieder größere Bedeutung erlangen und zunächst von
den Dialonen (auch levitae) 5 mit ihrer ausgebreiteten Verwaltungstätigkeit, wozu nun auch.
1 Jedenfalls seit 150; denn römische Bischofslisten gab es mindestens seit Hegesipps Aufent-
halt um 160; Flamion, Les anciennes listes épiscopales des quatre grands sisges, R. h. e.
I., II 1901/02.
Die lapsi zerfielen in die Unterarten der sacrificati, thurificati, libellatici (Opferschein-
erschleicher), wozu unter Diokletian die traditores (Schriftauslieferer) kamen; Bludan, Die
Libelli aus der Verfolgung des Decius, Kath. LXXXVIII, 1908; P. M. Meyer, Die Libelli
aus der dezianischen Christenverfolgung, Berliner Ak. S. B., 1910; S choenaich, Die vLibelli
und ihre Bedeutung für die Christenverfolgung des Kaisers Decius, 1910; d’Ales „ La
röconciliation des lapsi au temps de Dece, R. q. h. XCI, 1912.
* In Rom namentlich 250 während der Decianischen Berfolgung.
Chyprian: ecclesia super episcopos constituitur.
* Daß einer von ihnen vom Bischof zunächst zum persönlichen Dienste bei diesem in der Ge-
meindearmenpflege, in der Leitung des niederen Klerus und in der Kirchengutsverwaltung immer
wieder mit derselben besonderen Vollmacht versehen wurde (diaconus episcopi), womit sich später