294 Ulrich Stutz.
Rechtstitel das Staatsgesetz 1. Noch bedeutsamer als diese Unterstützung wurde dem Papsttum
dessen Vertreter (zuerst Innozenz 1.) nunmehr Versuche machen, gleich den Imperatoren ihre
Nachfolger selbst zu bestimmen, der Nieder- und Untergang des Westreichs. Der lästigen Nach-
barschaft einer ebenbürtigen weltlichen Herrschaftsgewalt entledigt? und zu einem guten Teil
ihr Erbe 3, erscheint das Papsttium (papa seit Siricius, pontifer maximus oder summus seit
Leo I., servus servorum Dei seit Gregor I.) als die universale römische Vormacht des Westens
gegenüber den germanischen Staatsgründungen, von denen freilich nur die arianischen den
päpstlichen primatus iurisdictionis mehr oder weniger gelten lassen müssen, während die
katholischen Franken, von denen seit dem 7. Jahrhundert der gallische Vikariat einsach ignoriert
wird, den Papst bloß als Glaubensautorität anerkennen.
Liber pontificalis, Ausgabe von Duchesne, 2 BDde., 1886—92; Teil I auch von Momm-
sen, in M. G. h. 1898; Maassen, Der Primat des Bischofs von Rom und die alten Patriarchal-
lirchen, 1853; Dölli n ger, Papstfabeln ", 1890; Langen, Geschichte der römischen Kirche
bis Leo I., 1881:; Nobili- Vitelleschi. Della storia civile e politica del papato d’all
imperatore Teodosio a Carlomagno 1902; Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im
Mittelalter " I, 1903; Grisar, Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter I, 1901, Der römi-
sche Primat im 5. Jahrhundert, in seinen Anal. Romana I, 1899; Hinschius, Kr. 1 58#8 26 ff.,
75, III & 174, 186, IV § 251; Loening, Geschichte I 423 ff., II 62 ff.; Sohm, Kr. 1 # 31;
Norden, Das Papsttum und Byzanz, 1603; Seppelt, Das Papsttum und Byzanz, Kirchen-
gesch. Abh. von Sdralek II 1, 1904; Pernice II papato e Bisanzio nelle loro relazioni
religioso-politiche, Arch. stor. sttal. XIII. 1908; Gundlach, Der Streit der Bistümer Arles
und Vienne um den primatus Galliarum, 1890 (auch N. A. XIV, XV); Schmitz, Der Vikariat
von Arles, H. Ib. XII, 1891; Duchesne, La primatie d'Arles, 1893; Arnold,. Cäsarius
von Arelate, 1894; G undlach, Die Epistolae iennenses, N. A. XX, 1895; Friedrich,
Über die Sammlung der Kirche von Thessalpnich und das pöähstliche Vikariat für Illyrikum,
Münchner Ak. S. B., philos.= phil.-hist. Kl., 1891; v. Nostitz-Rieneck, Die päpstlichen Urkunden
für Thessalonich, Z. . . Th. XXI, 1897 Zeiller „ Les origines chrétiennes dans la province
romaine de Dalmatie, B. 6. h. C. CLV, 1906; Rohr, Gelasius I. und der Primat, Th. Q.
LXXXIV, 1902; Babut, Le concile de Turin, 1904:; Werminghoff, BG. s 18; Duchesne.
Le liber diurnus et les Elections pontificales, B. (. d. ch. LII, 1891, La succession du pape
Felix IV, in M. d'h. III, 1883; Amoelli, Documenti inediti relativi al pontificato di Felice IV.
e di Bonifacio II, in der Scuola cattolica di Milano, H. 122, 1883: Mommsen, Aktenstücke
zur Kirchengeschichte, N. A. XI, 1886; Wittig, Studien zur Geschichte Innocenz I. und der
Papstwahlen des 5. Jahrhunderts, Th. Q. LXXXIV, 1902; Sägmüller, Die Ernennung
des Nachfolgers durch die Päpste (5. u. 6. Jahrh.), Th. O. LXXXV, 1903; Holder, Die
Designationsfrage nach den neuesten Forschungen, A. f. k. Kr. LXXXIII, 1903; Grisar, Ein
Rundgang durch die Patrimonien des heil. Stuhls um 600, Z. f. k. Th. I, 1877; Fabre, De
patrimonüs Romanase ecclesiae usque ad actatem Carolinorum, These, 1892; Schw arzlos e,
Die Verwaltung und die finanzielle Bedeutung der Patrimonien der römischen Kirche bis zur
Gründung des Kirchenstaates, Z. f. Kg. XI, 1890; Schmitz, Ursprung und Geschichte der
Devotionsformeln bis zu ihrer Aufnahme rz die fränkische Königsurkunde, Stutz, Kr. A., 81. H., 1913.
8§ 13. Das Provinzialkirchenrecht.
Das Kirchenrecht dieser Periode ist in der Hauptsache Bundesrecht, erzeugt vom Pro-
vinzialverband und für ihn.
gleich die seit Friedrich, Die Unechtheit der Kanones von Sardika I, II, Münchner Ak. S. B.,
philos.phil.-hist. Kl., 1901/02, in Gang gekommene Erörterung über die Echtheit oder liechtheit
2 völlig gegenstandslos nachgewiesen zu haben, gebührt der Untersuchung von v. Hankiewicz,
Die Kanones von Sardika, ihre Echtheit und ursprüngliche Gestalt, Z. f. RG. II, 1912; siehe
auch Babut, Tauthenticité des canons de Sardique, Transactions of the tbird international
Congress for the hist. of rel., II, 1908.
1 Edikt Balentinians III. für Leo I. von 445: Cum igitur sedis apostolicae primatum sancti
Petri meritum, qui princeps est episcopalis coronae, et Romange dignitas civitatis sacrae etiam
synodi — d. h. der sardicensischen Kanones — firmarit auctoritas, ne auid braster auctoritatem
sedis istius illicita praesumptio attentare nitatur .. nec ulterius . .. liceat . .. praeceoptis
Romani antistitis ohviare.
Die byzantinische Herrschaft zieht wenigstens bis zum Einbruch der Langobarden, also
von 553—568, sofort wieder eine empfindliche Abhängigkeit vom Kaiser und eine bedrohliche Kon-
kurrenz des Patriarchen von Konstantinopel nach sich. Letzterer ist seit dem Untergang der übrigen
morgenländischen Patriarchate (um 640) der einzige Patriarch im Orient.
Gregor I., der die Verwaltung der päpstlichen Patrimonien organisiert, steht fast als Landes-
herr da.