298 Ulrich Stutz.
Justinianischen Kirchenvermögensrechtes, Stutz, Kr. A., 22. H., 1905; Saleilles, Les piae
causae dans le droit de Justinien, Mélanges Gérardin, 1907; Martropye, in Mem. de la scc.
nat. des antiquaires de France LXVIII, 1908, p. 9788s; Lesne, Histoire de la propriété
ecclésiastique en France I. 1910; Funk, Handel und Gewerbe im christlichen Altertume, in
seinen Kg. A. II; Winkler, Die Einkommensverhältnisse des Klerus im christlichen Altertum,
Theol.-prakt. Monatsschrift X, 1900; Goetz, Das Alter der Kirchweihformeln 10—31 des
liber diurnus, D. Z. f. Kr. V, 1895; Stiefenhofer, Die Geschichte der Kirchweihe vom 1.—7.
Jahrhundert, Veröff. d. Münchner kirchenhist. Sem. III, 8, 1909.
8 15. Staat und Kirche.
1. Im römischen Reich. Je größer eine grundsätzliche Umwälzung ist, um so
länger braucht sie, bis sie praktisch zu vollem Durchbruch gelangt. Mit der Anerkennung der
Kirche hatte der römische Staat seinen sakralen Charakter (Kaiserkull) und die Obhut über das
Sakralwesen endgültig preisgegeben. Und doch blieb es, wenn auch unter veränderten Formen,
zunächst ganz beim alten. Allerdings erhielten die Bischöse alsbald großen, zum Teil rechtlich
gesicherten Einfluß im Staat, wurde die Kirche samt ihren Dienern vielfach privilegiert 1, lieh
der Staat der Kirche, freilich mit in vermeintlichem Selbsterhaltungsinteresse, seinen Arm zur
Unterdrückung des Heidentums und der Irrlehre (Ketzergesetzgebung seit Theodosius I.): und
gab er seiner Gesetzgebung auch in weltlichen Dingen (z. B. über Eherecht) ein ausgesprochen
christliches Gepräge. Aber im übrigen sprach die weltliche Gewalt durch die Kirche und in ihr
zunächst auch weiterhin das entscheidende Wort selbst in religiösen Dingen S3. Das macht ja
gerade die Eigenart des nunmehr im Osten zur Herrschaft gelangenden Systems des kirchlichen
Byzantinismus oder Caesaropapismus (pr. Justiniani nov. 6 von 535) aus, daß der weltliche
Despot auch über Glauben und Kirche als über einen Teil des ius publicum verfügt (Kon-
stantius auf der Mailänder Synode von 355: n######cb oôloat, rodro xacdy votde .
Doch gelangte dies System, keine grundsätzliche, sonderm eine lediglich durch das Beharrungs-
vermögen der tatsächlichen Verhältnisse bedingte praktische Lösung des durch die Anerkennung
der Kirche ausgeworfenen Problems, im Westen nicht zu dauernder Herrschaft. Der aus dem
Welttaumel rasch erwachende Episkopat (Ambrosius) benützte den Zerfall der abendländischen
Reichshälfte unter Roms Führung zur Anbahnung der von Augustin theoretisch begründeten
Selbständigkeit, ja Uberordnung der Kirche.
Hinschius, Kr. III § 185, IV K 221, 252, 263; 205ening 120ff.; Alivisatos,
Die kirchliche Gesetzgebung des Kaisers Justinian I., Stud. z. Gesch. d. Theol. von Bonwetsch und
Seeberg, 17. H., 1913; Knecht, Die Religionspolitik des Kaisers Justinian, 1896; Ricceo-
bono, L'’influenza del cristianesimo nella codificazione di Giustiniano, Riv. di scienza „Scientia“
V, 1909; Cristianesimo e diritto privato, Riv. di diritto civile, III, 1911; Goetz, Kirchen-
rechtliche und kulturgeschichtliche Denkmäler Altrußlands nebst Geschichte des russischen Kirchen-
rechts, Stutz, Kr. A., 18. u. 19. H., 1905, Staat und Kirche in Altrußland, 1908, Zur Frage nach
dem Umfang der kirchlichen Gerichtsbarkeit im vormongolischen Rußland, Z. f. osteurop. Gesch.
III, 1913; Pfannmüller, Die kirchliche Gesetzgebung Justinians, 1902; v. Schubert, Staat
und Kirche von Konstantin bis Karl den Großen, Kieler Kestredr 1906; Boyd, The ecclesiastical
edictys of the Theodosien code, Studies in history) .. oaf Columbia University, XXIV, 2, 1905;
Conrat (Cohn), Westgotischer und katholische Auszüge des 16. Buches des Theodosianus, Z.#f.
RG. 1, 1911; Gelzer, Das Verhältnis von Staat und Kirche in Byzanz, H. Z. LXXXVI, 1901;
Pargoire, lL'éôglise byzantine de 527 à 847, Bibl. de l’enseign. de ’hist. eccl., 1905;
Sesan, Kirche und Staat im römisch-byzantinischen Reiche I, 1911; Lübeck, Die Laien=
herrschaft in der griechisch-orthodoxen Kirche, Hist.-pol. Bl. CXLIV, 1909; Balkenhol, Die
kirchenrechtlichen Anschauungen des heil. Ambrosius, Kath. LXVIII, 1888.
2. In den germanischen Gemeinwesen. Auch die Germanen wußten
von Haus aus nichts anderes, als daß die öffentliche Pflege der Beziehungen zur Gottheit
1 Staatszuschüsse und Erbfähigkeit seit Konstantin; Asylrecht seit 399 (Bindschedler,
Kirchliches Asylrecht, Immunitas ecclesiarum localis und Freistätten in der Schweiz, Stutz, Kr. A.,
32. u. 33. H., 1906; Gröll, Die Elemente des kirchlichen Freiungsrechtes, Stutz, Kr. A., 75. u.
76. H., 1911); Befreiung von den munera sordida bis 441; gemeine Kriminalvergehen der Bischöfe
gehören zunächst vor die Synode und erst nachher vor das weltliche Gericht.
Der Tod wird als Ketzerstrafe noch von Augustin verworfen.
* Nach Eusebius ist Konstantin #%###ô ##no; Leo lI. an Kaiser Leo 457: sacerdotalis
et apostolicus tune pietatis animus; Chalcedonense 451: Marcian sacerdos imperator.