314 Ulrich Stutz.
und Anerkennung des entscheidenden kaiserlichen Einflusses durch Klemens II.) zum Eigenkirchen-
recht wurde. Da ertannte das durch Heinrich III. reorganisierte und mit cluniacensischen Idealen
erfüllte Papstium dank Hildebrands genialer Einsicht, der Leos IX. erster Reimser Kanon von
1049 sowie Humbert von Selva Candida und Petrus Damiani vorgearbeitet hatten, die Gefahr
und das Eigenkirchenwesen als dessen Wurzel und benützte die Ohnmacht des in die Hand des
unerfahrenen Kindes Heinrich gelangten Königtums, um das Eigenlirchenrecht zu beseitigen.
Stutz, Eigenkirche (§ 7), Art. Eigenkirche, Eigenkloster (§ 18)) Brunner, Grundzüge
. 16), 5 36 und oben I S. 117 f., Schröder, Rechtsgeschichte (§ 16) § 45; Hinschius,
9## 120; Luchaire, Manuel ### 19—23, 146—148, 274—279; Werminghoff, B.
"l 10, 5 26; J. Ficker, Über das Eigentum bes Reichs am Reichslirchengut, Wiener Ak. S.
., phil.-hist. Kl» LXXII, 1872; Fischer, Das Patriziat Heinrichs III. und Heinrichs I7.
1908; Hirsch, Der Simoniebegriff und eine angebliche Erweiterung desselben im 11.
hundert, A. f. k. Kr. LXXXVI, 1906, Die Auffassung der simonisticchen und schismatischen Weihen
im 11. Jahrhundert, besonders bei Lardinal Deusdedit, A. f. k. Kr. LXXXVII, 1907, Kardinal
Deusdedits Stellung zur Laieninvestitur, A. f. k. Kr. z4h#bit 1908; D rehman n, Papst
Leo IX. und die Simonie, Goetz' Beitr. z. Kulturg. 2. H., 1908; Beissel, Der Bischofsstab,
St. M.-L. LXXV., 1907;:; Imbart de la Tour, Les Glections e dans I’öglise
de France (814—1150), 1891; Fournie z . Tves de Chartres (é6 17); Doizé, Les blections
Cpiscopales en France avant ls concordat, Etudes 1906; Holtzmann, Fransofische Verfassungs-
geschichte, 1910 S. 138 ff.; Haenchen, Das Kölner Vahlprioileg, Prog. d. Realg. i. E. zu
Lichtenberg, 1911; Tenckhoff, Die westfälischen Bischofswahlen bis zum Wormser Konkordct,
seits 8 se, Königtum und Bischofswahl im fränkischen und deutschen Reich vor dem Investitur=
eit, 1912.
8 24. Der Untergang des germanischen Kirchenrechts.
Die Erkenninis, daß das Eigenkirchenrecht die niederen und die höheren Kirchen gefährde,
führte zur Teilung des Angriffs.
Stutz, Eigenkirche (§ 7) und Art.: Eigenkirche, Eigenkloster (§ 8); Scharn *1. der
Begriff der Investitur in den Quellen und der Literatur des Investitu eites, Stutz, Kr. A.,
56. H., 1908; Bernheim, Quellen zur Geschichte des Investiturstreites, I, II, 1913; das
reiche Streitschriftenmaterial des Investiturstreits findet man im Abdruck in drei Bänden Tibelli
de lite imperatorum et pontificum der M. G. h., 1891—1897 und in literargeschichtlicher und
systematischer Verarbeitung bei Mirbt, Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII., 1894;
Imbart de la Tour, La polémique religieuse et les publicistes à I’'Spoque de Grégoire VII,
in seinen Questions d’bist. soc. et rel., 1907; de Ghellinctk, La littérature polémique
durant la duerelle des investitures, R. d. h. CNlII, 1913.
Um nicht zugleich mit dem Königtum die gesamte Laienaristokratie sich zu verfeinden,
verzichtet die luriale Politik zunächst (Synode von Gerona 1078) auf die Bekämpfung des niederen
Eigenkirchenwesens und begnügt sich damit, durch das neu eingeschärfte und verschärfte Zölibats-
gebot, das jetzt durch Aufwiegelung der Gemeinden gegen die verheirateten Geistlichen (Vorbild
die Mailänder Pataria) zum erstenmal eigentlich praltisch gemacht wird, sowie dadurch, daß
sie den Klerilersöhnen die Weihen versagt (defectus natalium), den Verlust des niederen Kirchen-
guts abzuwenden, der infolge des Übergangs der Erblichkeit vom Lehen auf die verwandte
Pfründe droht. Außerdem wird in möglichst vielen Fällen die freiwillige Ubertragung von
Kirchen an geistliche Subjelte erstrebt.
Giesebrecht, Die Gesetzgebung der römischen Kirche zur Zeit Gregors VII., Münchener
H. Ib., 1866; Hinschius, Kr. 1 319; Freisen, Eherecht (5F14); Dresdner, Kultur-
und Sittengeschichte der italienischen Geistlichkeit im 10. und 11. Jahrhundert, 1890; Sturm-
höfel, Gerhoh von Reichersberg über den Sittenzustand der zeitgenössischen Geistlichkeit, Progr.
d. Leipz. Thomasschule, 1888; Barth, Hildebert von Lavardin (1056—1133) und das kirchliche
Stellenbesetzungsrecht, Stutz, Kr. A., 34.—36. H., 1906; Hatschek, Englische B G. (5/ 18, 1)
S- 155 ff.; Saltet, Les rôordinations, 1907; Luchaire, La société française au temps
de Philippe-Auguste, 1909.
Dagegen wird der Kampf gegen das der Verwirklichung nahe höhere Eigenkirchenwesen
alsbald ausgenommen. 1078 verbietet Gregor VII. jede Laieninvestitur, besonders aber die
in Bistümer durch den König. Der Verlauf des Kampfes erklärt sich dadurch, daß das Königtum
zwar wohlerworbene Rechte und begründete Interessen 1, aber in einer zu ihrer Überspannung
1 Denn die sächsischen und salischen Kaiser hatten die Bischöfe nur deshalb mit Grasschaften.
und vielen Hoheitsrechten bedacht, weil sie auf dies nichterbliche, unter dem Einfluß des Königs