Kirchenrecht. 321
schen Rechts, seine K#hre und wissenschaftliche Pflege in Böhmen und Mähren während des Mittel-
alters, Z.“f. RG. III, 1913; Thaner, Die literargeschichtliche Entwicklung der Lehre vom error
guelitzte grennient in personam und vom error conditionis, Wiener Ak. S. B., phil.--Hist. Kl.,
Neben die Legisten treten:
a) Dekretisten, die Glossen zum Dekret zwischen die Zeilen (glossae interlineares) oder
an den Rand (marginales) schreiben, in summae seinen Text erklären oder seinen Stoff syste-
matisch verarbeiten, in monographischen Traktaten einzelne Rechtsgebiete, besonders den
Prozeß (ordo iudiciarius) und das Eherecht, darstellen und in casus und quaestiones an Rechts-
sällen die praktische Anwendung der canones lehren. So namentlich Paucapalea, nach dem
166 nachträgliche Zusätze im Delret (darunter Dist. 73 der pars 1) gewöhnlich als palense be-
zeichnet werden 1, Rolandus Bandinellus (nachmals Alexander III.), Rufinus (als Bischof von
Assisi t um 1190), Stephan von Tournai (1 1203), Johannes von Faenza (1 1190), Sicardus
von Cremona, Bazianus (der erste J. U. D. 1 1197), Huguccio (1 1210), Johannes Teutonicus
(1 nach 1245, Verfasser der nachmals von Bartholomäus von Brescia überarbeiteten glossa
orchnaria), Guido de Baysio (1 1313).
Maassen, Laucapale, Wiener Ak. S. B., phil.-hist. Kl., XXXI, 1859; seine Summa heraus-
gefeben 1890 von v. Schulte; Mocci, Documenti inediti sul canonista Paucapalea, Atti
K. Accad. di Torino XI, 1905; Gillmann, Paucapalea und Paleae bei Huguccio, A. f.
k. Kr. LXXXVIII, 1908; T aner, Die Summa magistn Rolandi, 1874; Gietl, Die Sen-
tenzen Rolands, nachmals apstes Alexander III., 1891; Singer, Die summa decretorum
des Magister Rufinus, 1902; v. Schulte, Die Summa des Stephanus Tornacensis, 1891;
Singer, Beiträge zur Würdigung er Dekretistenliteratur, A. f. k. Kr. LXIX, 1893, LXXIII,
1895; Ott, Die Rhetorica ecclesiastica, Wiener Ak. S. B., ohit- ö. Kl., OXKV, 1892;
Rom an, Summa d’HIuguccio Causa XXVII duaestio I r. h. XXVII, 1903;
v. Schulte, Johannes Teutonicus (Semeca, Jemeie), Z. f. Kr. Kolm 1881: Leicht-, Per 1#
storia della Glossa al decreto di Graziano, 1905: Gillmann, Die Abfassungszeit der Dekret-
glosse des Cm. 10244, A. f. k. Kr. XCII, 1912, Kont!. 1913.
b) Dekretalisten, das Dekretalenrecht in ähnlicher Weise bearbeitend. Es ragen besonders
hervor Bernhard von Pavia (7 1213), Tankred (7 1234/6), Sinibald de Fiesco (Innozenz IV.,
1 1254), Heinrich von Susa (Hostiensis, f 1271), Wilhelm Duranti (1 1296), Franz Zabarella
(11417), Nikolaus de Tudeschis (1 1453, abbas Siculus oder Panormitanus). Die glossa ordi-
naria zum Liber Extra rührt her von Bernhard de Botone (1 1263), die zum Sextus und den
Klementinen von Johannes Andreae (1 1348).
Lape yFres, Bernardi Papiensis summa decretalium, 1860; Wunderlich, Tancredi
Summa de matrimonio, 1841; Helssig, Eine bisher übersehene Schrift des Henricus
Hostiensis, D. Z. f. Kr. XIV 1604; v. Wret schko, Ein Traktat des Kardinals Hostiensis mit
Glossen, betreffend die .ichefswahl. D. Z. f. Kr. XVII, 1907, Der Traktat des Laurentius
de Somercote .. . Über die Bischofswahlen (1254), 1907.
8 27. Charakter und Herrschaftsdauer des kanonischen Rechts.
Zweimal vier Jahrhunderte hatte das kirchliche Recht unter dem überragenden Einfluß
der römischen und der germanischen Welt gestanden, von der es umgeben war. Zetzt, wo die
Kirche in Gestalt des Papsttums die weltbeherrschende Macht wurde, konnte es sich zum erstenmal
und so wie seither nie wieder frei entfalten. Jetzt wurde es auch, örtliche Beschränlung ab-
streifend, weil im wesentlichen päpstlich, ein gemeines und universales Recht. Aus der Uber-
lieserung übermahm es einen Stoff, der außer einem Grundstock kirchlicher Prinzipien öffentlich-
rechtliche (römische) und privatrechtliche (germanische) Elemente in glücklichem Gleichgewicht
vereinigte. Diesen Schatz der Uberlieferung arbeitete es mit den Mitteln einer eigenen, un-
geschichtlich nivellierenden, aber den Stoff um so rücksichtsloser dogmatisch bezwingenden
— ansänglich selbst den Päpsten gegenüber souveränen — MWissenschaft durch, die ihm eine
unübertrefflich feine Durchbildung und eine seltene Eleganz der Erscheinung verlieh. Und es ver-
mehrte ihn um eine gewaltige Fülle neuer Sätze und Einrichtungen, die, dank der absoluten
Dagegen rührt die Einteilung des Dekrets nicht von ihm, sondern von Gratian selbst her.
Enzyklopädle der Rechtswissenschaft. 7. der Neubearb. 2. Aufl. Band V. 21