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gebildete päpstliche Behördenorganisation noch nicht gibt (bloße Palatialbehörden 1; daneben
die alte, ehedem mit Archiv und Bibliothek verbundene, unter einem Kanzler stehende, im
13. Jahrhundert einem nicht-kardinalizischen Vizekanzler und schließlich seit dem Avignoneser
Aufenthalt endgültig dem Kardinal Vizekanzler unterstellte cancellaria). Hierbei erhielten die
kommittierten Richter durch das Kommissorium leitende, meist neue Grundsätze mit, die, wenn
sie sich bewährten, beibehalten und schließlich dem Dekretalenrecht einverleibt wurden. Eine
Unterart der Delegaten bildeten die von den Päpsien für Klöster und Universitäten zum
Schutz ihrer Rechte und Güter bestellten Konservatoren.
Hinschius, Kr. I ## 21 II, III C, 41, 51, V 5 266 II, f 269, 277, 283, 285; Werming-
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3. Das oberste Verwaltungsrecht des Papstes tußert sich nunmehr:
a) in allgemeinen Verfügungen über die Liturgie, durch die z. B. von Urban IV. 1264
und mit vollem Erfolg durch Klemens V. 1312 das Fronleichnamsfest eingeführt, wie auch die
römische Liturgie gegenüber der ambrosianischen und der mozarabischen oder westgotischen be-
günstigt wurde und gegenüber örtlichen Eigentümlichkeiten mehr und mehr sich durchsetzte.
Hierher gehört serner die Ausbildung des ausschließlichen, der Mithilfe einer Synode nicht be-
dürstigen päpstlichen Kanonisationsrechtes seit Alexander III. (erste päpstliche Heiligsprechung
993 durch Johann F betresfend Bischof Ulrich von Augsburg).
Hinschius, Kr. IV K 199, 211, 212, 213; Stückelberg, Geschichte der Reliquien
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b) In einer obersten Amtergewalt. Der Papst ist lirchenrechtlich allein befugt, Bistümer
und sonstige höhere Amter zu errichten und zu verändern; doch läßt man sich die Mitwirkung
der weltlichen Obrigkeit besonders zur Dotierung kirchlicherseits widerstandslos gefallen. Der
Papst allein kann Ausnahmen vom ordentlichen Kirchenverband schaffen in Gestalt von Exem-
tionen von Klöstern gegenüber dem Diözesanbischof, von Bistümern gegenüber dem Metro-
politen. Er erteilt auch den Universitäten, die nunmehr unter Verdrängung der Stifts- und
Klosterschulen die theologisch-juristische Ausbildung des Klerus übernehmen, Stiftungsbriese.
Doch waren gerade die wichtigsten studia generalia, Bologna und Paris, keine päpstlichen Stif-
tungen. Seit dem 12. Jahrhundert sodann beginnen die Päpste Empfehlungen und Anweisungen
an Besetzungsberechtigte zugunsten einzelner Personen in zunehmend besehlender Form aus-
1 Die sieben römischen Pfalzrichter, nämlich 1. primicerius notariorum, Vorsteher der Re-
gionarnotare und Minister des Auswärtigen; 2. secundicerius notariorum, zweiter Kanzlei-
vorsteher; 3. arcarius für die Einkünfte; 4. saccellarius für die Ausgaben; 5. protoscriniarius,
Vorsteher der Urkundenschreiber; 6. primicerius defensorum an der Spitze der Advokaten und der
Patrimonialverwaltung; 7. nomenclator, Zeremonienmeister, auch für die Gnadengesuche; da-
neben namentlich der vicedominus für den Palast und die cubicularü#, adelige Kammergeistliche.