Kirchenrecht. 331
mit Vorliebe Kardinäle als Legaten, um in den verschiedenen Ländem entweder einzelne Ge-
schäfte oder die Wahrnehmung der päpstlichen Rechte im ganzen zu besorgen. Diesen gab die
Schule seit etwa 1300 auf Grund einer schon von Innozenz IV. gemachten Unterscheidung den
Namen legati a latere 1 im Gegensatz zu den legati missi oder nuntü sedis apostolicae (14. Jahr-
hundert), denen gleich jenen eine von der päpstlichen abgezweigte jurisdictio ordinaria zukam,
aber bloß eine geminderte, im Gegensatz zur vollen der anderen (doch auch hier nicht für causae
maiores). Legati perpetui oder nati aber werden jetzt Primaten oder Erzbischöfe (z. B. von
Köln) mit einer eigenmächtig erworbenen, meist kirchlich nur geduldeten allgemeinen Ver-
tretungsmacht.
« thichtusKt15568—7175Werm1nghoff BG 542 Grosse, Der Ro-
manus legatus nach der Auffassung Grege ors VII., Hall. K. pi Vis Diss., AM arr, Zur Reform-
tätigkeit des Kardinallegaten Otto von St. Nikolaus, — 1905; Massino,
Gregor VII. in seinem Verhältnis zu seinen Legaten, öleilsne phil. Diss. , 1907 Rueß,
Die rechtliche Stellung der päpstlichen Legaten bis Bonifaz VIII., Görres-Ges. Sekt. . Rechts-
u. Sozialw., 13. H., 1912; Zimmermann, Die pöpstliche Legation in der ersten Hälfte des
8 hrhunderts, Görres-Gef. Sekt. f. Rechts- u. Sozialw. 17. H., 1913, Die päpstliche Legation
Kün Pel. Jahrhunderts im Dienste der Kreuszpredigt, Inquisition und Kollektorie, R.Q.
Supp
§ 30. Kirchenverfassung und Klerus.
Das pseudoisidorische Ideal der Befreiung der Kirche von der Herrschaft der Laien wird
im allgemeinen auch für den übrigen kirchlichen Organismus verwirklicht. Ein Klerus, dessen
Ergänzung ein ausgebildetes Weiherecht (Irregularitätenlehre) regelt, dessen wirtschaftliche
Sicherung die Vorschrift eines Titels und das seit Innozenz III. für untergeordnete Grade
allerdings nicht mehr aufrechterhaltene Verbot absoluter Ordinationen anstrebt, der von der
Familie durch das Zölibatsgebot (§ 24), von der Welt z. B. durch das Verbot des Studiums
der Medizin und des weltlichen Rechts losgelöst, aber dafür durch weitgehende Privilegien wie
das privilegium immunitatis, d. h. der Steuerfreiheit (§ 24), fori, d. h. der Befreiung vom welt-
lichen Gericht, competentige, d. h. der beschränkten Vollstreckbarkeit gegen das geistliche Ein-
lommen begünstigt und durch das privilegium canonis s geschützt ist, leitet, in den höheren Weihe-
stufen, ordines sacri oder maiores, wozu seit Innozenz III. auch der Subdiakonat zählt, mit
einem unauslöschlichen, übermatürlichen Charakter ausgestattet, die Herde der Laien.
Gams, Series Aaserun (bis 1885), 2 Bde., 1873—86; Eubel, Hierarchia catholica
medilü sevi I„, 1913, II, 1901, III, 1910; l Pournie * U’glise et le droit romain au 13·
siscle, N. r. h. XIV, 1890, XV, 1891; r—2n ur Geschichte des Gebrauchs der Aus-
drücke „irregularis“ und „irre zularitas-. A. f. k. K. ###, 1911 (erweitert auch sep.), Weibliche
Kleriker nach dem Urteil der Frühscholaßtik, A. f. k — 1913; Pollock and Mait-
land, The History of English law (J 18, 1) I. p. * v ader, Der' Klerus und sein Recht nach
dem Zärcher Richtebrief, 1902; Poncet, Les Privils hos des clercs au moyen-Kge, These, 1901;
Siciliano-Villanue "¾l a, Studi sulle vicende del foro ecclesiastico nelle cause del
chieribch.. dalla fine del impero carolingico al sec. XIV, 1896, 1901.
1. Der Kardinalat. Obwohl weder eine besondere Weihe= noch jurisdiktionelle
Stufe bildend, gewinnen die römischen Kardinäle "“, neben denen es noch andere, in Deutschland
1 Hostiensis (5 27, 3 b): intelliguntur pars corporis domini.
: Ursprünglich Wahrzeichen (Kreuz), dann — Kicche, Amtsbezüge und seit b Innozenz III.
gesichertes Einkommen überhaupt. Hinschius, Kr. I § 8 und oben S. 297
* 429 C XVII q 4 Clermont 1130, Lateran II 1139): Si quis anel * huius
sacrilegü vicium incurrerit, quod in clericum vel monachum violentas manus iniecerit, ana-
thematis vinculo subiaceat, et nullus episcoporum illum praesumat absolvere — Vorbehalt der
Absolution — nisi mortis urgente periculo, donec apostolico conspectui presentetur et eins man-
datum suscipiat.
cardo — Türangel, Hauptpunkt, also cardinalis: einer Hauptkirche in hervorragender Stel-
lung angehörig. Den roten Hut tragen die Kardinäle seit 1245, Grauert, Magister Heinrich
der Poet (5 28) S. 107 f., 235 ff as älteste erhaltene Verzeichnis der römischen Kardinalate
bei Kehr, ltalia pontitcia (5 22) Ip. 3, und darnach bei Werminghoff, VG. 8 19 letzte
Tmm. B Zit ius, Die Mitglieder des Kardinalskollegiums von 1130—1181, Straßburger phil.
iss., 191