332 Ulrich Stutz.
z. B. trierische, lölnische, ja sogar Aachener gibt, als Wähler, ständige Gehilfen, Berater, fratres
und Gesandte des Papstes (5 29), aber auch als Interimsregenten der Kirche den ersten Rang
nach dem Papst, mit dem sie seit Nikolaus IV. 1289 (Bulle Caelestis altitudo) die wichtigsten
kurialen Einkünfte zur Hälfte teilen.
» Hinschius,9t.I5323Wenck,DaöKatdinalskollegium,Pt.Jbb.LIIl,1884undRel.
mGeich.u.Gegenw.III,1912;Wetminghoff,BG.§§!9,43,44,45;Sägmüller,
DieTätigkeituantellungderKardinäebisBonifanlIl.,1896,undTh.Q.LxxX,1898
(daquenckGött.GA.chII,1900,unddagegenwiederSägmüller,Dieoligarchischen
TendenzendesKardinalskollegsTh.Q.LXXXIII,1901,ZurTätigkeitundStellungder
Kardinäle bis Papst Bonifaz VIII., Th. O. LXXXVIII, 1906); Kirsch, Die Finanzverwaltung
des Kardinalkollegiums im 13. und 14. Jahrhundert, Kg. St. II, 4, 1895; Baumgarten,
Untersuchungen und Urkunden über die Camera collegli cardinalium von 1295—1437, 1898,
Aus Kanzlei und Kammer, 1907; Göller, Die constitutio: Ratio iuris und ihre Bedeutung
für die camera apostolica, R. Q. XVI, 1902, Zur Stellung des päpstlichen Kamerars unter
Klemens VII., A. f. k. Kr. LXXXIII, 1903; Kirsch, Note sur deux fonctionnaires de la
chambre apostolique au 13e siecle, Mlanges Paul Fabre, 1903 (vgl. auch §# 34).
2. Die Metropolitangewalt. Dafür wird das ius metropoliticum der Erz-
bischöse (archiepiscopus aber auch ein ausgezeichneter Bischof ohne Provinz und Metropolitan-
gewalt) von dem universalen Papsttum systematisch beschnitten und in Abhängigkeit gebracht;
am Schluß unserer Periode büßen sie z. B. das Bestätigungs- und Weiherecht für die Suffragane
ein, und schon seit Gregor VII. ist der Erwerb der Weiherechte vom Palliumempfang abhängig
gemacht. Die orientalischen Patriarchate leben infolge der Kreuzzüge, in Unterordnung unter
Rom (1215: Gehorsamseid, Palliumbezug), freilich nur vorübergehend, wieder auf; Landes-
primate wie der Mainzer, Trierer und Salzburger bedeuten nicht viel mehr als Titel.
Hinschius, Kr. II #/5 76, 77, III & 173; Luchaire, Manuel 5§5 13—18; Werming-
hoff, VBG. 5 31 mit einer Übersicht über die Gliederung der deutschen Kirche im Mittelalter,
z5 38, 48; Hübner, Die Provinzialsynoden im Erzbistum Salzburg, Deutsche Geschichtsbl. X,
1909, XIV, 1913.
3. Der Bischof, ordinarius, dioecesanus, bessen jurisdiktionelle Zuständigkeit unter
Klemens IV. (1265—68) und Bonifaz VIII. genauer bestimmt wird (Weiheermächtigungen,
litterae dimissoriae durch den episcopus proprius — §& 64 — seit Innozenz III.), gewann, soweit
nicht die zahlreichen Exemtionen seine Regierungsgewalt örtlich oder für bestimmte Personen-
kreise (Orden!) einschränkten, wieder die alte überragende Stellung, allerdings in strenger
Unterordnung unter den Papst (apostolicae sedis gratia episcopus seit dem 11. Jahrhundert;
seit 1059 auch der von Gregor IX. an gemeinrechtliche, den Lehenseid nachahmende Obödienz-
eid). Doch werden die durch das germanische Recht für die Diözesanämter und geistlichen ge-
schaffenen Rechtsgarantien zwar der Handhabung durch die Laien entzogen, aber nicht beseitigt.
Nach römischem Muster bestellte judices delegati, die im 13. Jahrhundert statt des Bischofs in
den süddeutschen Bistümern kollegialisch Recht sprechen, werden daselbst bald ersetzt durch bischöf-
liche Einzelrichter, officiales principales (daneben officiales foranei für Teilgebiete) nach fran-
zösischem Vorbild, wie sie die norddeutschen Diözesen als kraft Benefizialrechtes bestellte Ver-
treter seit der zweiten Hälfte des genannten Jahrhunderts von vornherein und ausschließlich
kennen. Sie sind auf Widerruf eingesetzte Amtsträger mit Gehalt und mit mandierter jurisdictio
ordinaria (daher Wegfall beim Tode des Bischofs und Appellation nicht an diesen, sondern an
die höhere Instanz) für die streitige und die freiwillige Gerichtsbarkeit sowie für Verwaltungs-
geschäfte.
Hinschius, Kr. III # 1561; Weermin ghoff, BG. §§8 26, 27, 34, 36, 37, 47;
Fournier, Les officialités au moyen-äge, 1880; Barth, Das bischöfliche Beamtentum im
Mittelalter, Zeitschr. d. Harzver. XXXIII, 1900; Riedner, Das Speierer Offizialatsgericht,
Mitt. d hhist. Ver. d. Pfalz, 29., 30. H., 1907 (auch sep.); Ober, Die Entstehung des bischöflichen
Hofrichteramtes, Straßb. Diözesanblatt, 1909; Hilling, Die Offiziale der Bischöfe von Halber-
stadt, Stutz, Kr. A., 72. H., 1911; vgl. auch die Lit. zu s#s 32, 40, 3; Evelt, Die Weihbischöfe von
Paderborn, 1869, mit Nachtrag von 1879; Berlieère, Les Geques auxiliaires de Cambrai et
de Tournai, de Thérouanne, de Liège, Rev. benéd. XX, 1903, XXI, 1904, XXIV, 1907, XXIX,
1912 (alle drei auch separat); Curschmann, Die Dibzese Brandenburg, 1906; Wenck, Die
Stellung des Erzstiftes Mainz im Gange der deutschen Geschichte, Zeitschr. f. hess. Gesch. XLIII,