342 ulrich Stutz.
Papsttum von mittelmäßiger Leistungsfähigkeit und mit sittlich tiefstehender Trägerschaft (Borgia)
war der vielköpfige, zu ständischer und nationaler Sonderinteressenvertretung hinneigende konzi-
liare Apparat nicht gewachsen, zumal er sich auch nicht auf eine wenigstens anscheinend so feste
und klare Schriftgrundlage stützen konnte wie der kirchliche Monarch 7.
Hinschius, Kr. III I## 171, 144V und 1 428; Werminghoff, VG. 5 53;
Bliemetzrieder, Das Generalkonzil im großen abendländischen Schisma, 1904;
Valois, Le pape et le concile, 2 vol., 1909; Kneer, Die Entstehung der konziliaren
Theorie, R.Q. Supplh. I., 1893; Bliemetzrieder, Über die Konzilsbewegung zu
Beginn des großen abendländischen Schismas, Bened. St. M. XXXI, 1910; Arqnil--
Ii ére, L'origine des théories conciliaires, Acad. d. scienc. mor., Compte-Rendu CLXXV,
1911, L’appel au concile sous Philippe le Bel et la genese des théories conciliaires, R. q. h.
LXXXIX, 1911; Hirsch, Die Ausbildung der konziliaren Theorie im 14. Jahrhundert, Theol.
Stud. d. Leo-Ges. 8. H., 1903; Celier, Didée de reforme à la cour pontificale du concile de
Bäle au concile du Latran, R. g. h. LXXXVI, 1909; Göller, König Sigismunds Kirchenpolitik
(1404.—13), 1902; Monumenta conciliorum generalium sec. XV, 2 Poe, 1857—73; Hübler.
Die Konstanzer Reformation und die Konkordate von 1418, 1867; Finke, Forschungen und
Quellen zur Geschichte des Konstanzer Konzils, 1889, Acta conciläl Constantiensis 1, 1896;
J. Keppler, Die Politik des Kardinalskollegiums in Konstanz, Münst. phil. Diss., 1899; Trutt-
mann, Das Konklave auf dem Konzil zu Konstanz, 1899; Beß, Die Annatenverhandlung der
natio gallicana des Konstanzer Konzils, Z. f. Kg. XXII, 1901; Göller, Zur Geschichte der
apostolischen Kanzlei auf dem Konstanzer Konzil, R.Q. XX, 1906; v. Pflugk-Harttung,
Die Wahl des letzten kaiserlichen Gegenpapstes (Nikolaus V.), Z. f. &g. XXII, 1901; Galmette
L’'élection du pape Nicçolas V, M. d’a. d’h. XXIII, 1903; Kehrmann, Die Capita agendorum,
Hist. Bibl., 1903:; Rohde, Verfasser und Entstehungszeit der Capita agendorum, Z. f. #g.
XXXIV, 1913; Concilium Basiliense, Studien und Quellen, hrsg. von Haller u. A., I—V,
VII, 1896—1910; Lazarus, Das Basler Konzil, seine Berufung und Leitung, seine
Gliederung und seine Behördenorganisation, Eberings Hist. Stud. C, 1912; Eubel, Die durch
das Basler Konzil geschaffene Hierarchie, R. Q. XVI, 1902; Haller, Die Kirchenreform auf
dem Konzil zu Basel, Prot. d. Hauptvers. d. Gesamtv. der deutschen Gesch.= u. Altert.-Vereine,
1910; PÖGrouse, Le cardinal Louis Aleman et la fin du grand schisme, 1904; P. V. Vannu-
telli, I concilio di Firenze, 1899; Norden (5 29, 1).
Nur in Frankreich, wo vielleicht die selbständige Haltung Englands gegenüber dem Papsttum
(1164 Heinrichs II. Konstitutionen von Clarendon) zum Vorbild genommen wurde (Statute of
Provisors von 1351, emmeuert und verschärft 1365, 1391) wurden die meisten Basler Beschlüsse
einschließlich des Satzes von der Superiorität des Konzils mit einigen selbständig vorgenommenen
Anderungen von einer Nationalsynode zu Bourges gutgeheißen und durch Karls VII. prag-
matische Sanktion von Bourges am 7. Juli 1438 bestätigt. Doch hat ihre Errungenschaften später
ein 1516 von Leo X. und Franz I. vereinbartes Konkordat zwischen Papst und König aufgeteilt.
Dagegen gelang es in Deutschland nach vorheriger beschränkter Annahme durch die Mainzer
Akzeptation von 1439 zunächst der geschickten und skrupellosen: Politik Eugens IV., dank der
Uneinigkeit Friedrichs III. und der Fürsten, am 5. Febmar 1447 durch die sogenannten Fürsten-
konkordate (ein Breve und drei Bullen) die Ergebnisse des Basler Konzils unter Umgehung
einer Anerkennung des neuen Konziliarrechts zu beschneiden 38. Ja, Nikolaus V. wußte durch
das sogenannte Wiener (oder Aschaffenburger) Konkordat mit Friedrich III. (ein gemeinsames
Schriftstück!) vom 17. Febmar 1448 die Basler Errungenschaften vollends zunichte zu machen “.
Hinschius, Kr. III /8 171, 177; Werminghoff, BG. 5 25; Holtzmann, Fran-
zösische WG. (31 23) S. 434 ffl.; Haller, Der Ursprung der gallikanischen Freiheiten, H. 8. Xci,
1 Der literarische Hauptvertreter des Papsttums war der spanische Predigerkardinal Tor-
quemada (Turrecremata) mit seiner Summa de ecclesia et eins auctoritate um 1450, während
den Konzilsstandpunkt der allerdings später zu Eugen IV. unter Widerrufung seiner früheren
Ansicht übergehende Nikolaus von Kues (an der Mosel) in seiner Concordantia catholica vertrat.
Diese beiden waren übrigens die ersten, die Zweifel an der Echtheit Pfeudoisidors äußerten;
sie gaben ihnen aber keine Folge. Ehses, Der Reformentwurf des Kardinals Nikolaus Cusanus,
H. Fr. XXXII, 1911; Albert, Nikolaus von Kues und seine Stellung zu der Lehre vom päpst-
lichen Primat, Festgabe f. Grauert, 1910.
Bald nachher wird durch Calixt III. die Ansicht vertreten, die Konkordate bänden nur die
Nationen, nicht aber die Kurie als Verleiherin des Privilegs.
* In einem geheimen Salvatorium widerrief Eugen IV. am 5. Februar 1446 alle Zugeständnisse.
" B. wird das päpstliche Besetzungsrecht für niedere Benefizien in den ungeraden Monaten
(menses papales) nunmehr anerkannt.